1 4 0 V O L U M E 8 , D O C U M E N T 4 4 2 a
Vol. 8, 442a. From Hans Albert Einstein
[Zurich, after 25 January
1918][1]
Lieber Papa!
Ich habe Deinen Brief
bekommen[2]
und hoffentlich geht es Dir schon besser, so
dass Du aufstehen
kannst.[3]
Schreibe mir einmal ausführlich, wann es Dir wieder
schlechter gegangen ist und womöglich auch den wahrscheinlichen Grund. Ich
glaube, dass Du schlecht daran getan hast, im Sommer nur so kurze Zeit hier zu
bleiben. Du wirst Dich wohl noch erinnern können, wie viel besser es Dir in Arosa
war, und darum möchte ich Dir anempfehlen Dich bitten in diesem Sommer wo-
möglich für längere Zeit an so einen Höhenkurort zu gehen, weil Das das einzige
Mittel zu sein scheint, deine Gesundheit wenigstens um ein weniges zu
heben.[4]
Was nützt Dir schließlich ein bisschen Geld mehr oder wehniger, wenn Du immer
im Bett sein musst oder Dich wenigstens fast nicht bewegen
kannst?[5]
Auch für
uns ist es besser, wenn Du wieder beieinander bist, weil wir so ja schon garnichts
von Dir haben. Ubrigens bekommen diese Kurorte noch grad so gut Nahrung wie
früher, weil von allem immer zuerst dorthin geschickt wird.
Dem Tete tust du, find ich, sehr Unrecht. Wir haben verschiedene Aerzte gefragt,
und alle haben das das einzige Mittel gefunden, das man anwenden kann. Du
schreibst da, er werde
„verpimpelt“[6]
Dass ist aber gar nicht wahr. Er ist den gan-
zen Tag draußen. (Die eine Zeit liegt er, die andere gehen sie Schlitteln u. Schlitt-
schuhfahren), und alle Leute, die ihn jetzt sehen, sagen er sehe jetzt viel gesunder
aus. Übrigens kommt er im Frühlign wenn oben der Schnee schmilzt wieder hin-
unter. Hier ist immer Nebel und seit mehr als 2 Wochen hat die Sonne nicht mehr
geschienen.
Du kannst überhaupt garnicht beurteilen, was Mit dem Tete zu machen ist, D
denn Du hast ja keine Ahnung, was er schon alles durchgemacht hat. Der Herr
Zangger kann das am besten beurteilen, weil er ja immer den Tete untersucht
hat.[7]
Wir können ja noch glücklich sein, dass er sich soviel Mühe mit uns gibt. Was wäre
denn sonst aus uns geworden, wo die Mama krank geworden ist, wenn er nicht da-
gewesen
wäre.[8]
Bedenke auch das! Einmal muss man doch für seine Gesundheit
etwas tun. Wir wissen überhaupt garnichts voneinander, Du hast keine Ahnung was
wir brauchen und nötig haben; ich weiß garnichts von Dir; Ich kenne ja jetzt viel
besser den Herrn Zangger oder sonst jemanden hier, als Dich, und das ist eben das
Unglück.[9]
Ich spiel jetzt die 5. Beethovensonate (c
Moll)[10]
und es macht mir sehr viel
Spass.
Ich versuche jetzt die Eisenbahn elektrisch zu machen und die Mama hilft mir
dabei, soviel sie kann. Ich mach das Wegen dem
Kohlenmangel[11]
und möchte es
fertig haben, wenn der Tete kommt. Wenn Du hier wärest würdest Du dich sicher
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