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krank
wurde.[3]
Auch sagte mir Besso, dass Du nicht mehr daran dächtest, und den
Gedanken aufgegeben
habest.[4]
L. Albert, warum quälst Du mich so unendlich?
Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass man einer Frau, die einem ihre Lie-
be und ihre Jugend gewidmet hat, die einem Kinder geschenkt hat, so viel Leid an-
thun kann, wie Du es mir gethan hast. Du kannst es Dir unmöglich vorstellen, was
ich [i]n diesen zwei Jahren gelitten habe von dem, was vorher war, gar nicht zu
reden.[5]
Und jetzt bin habe ich mich noch nicht einmal erholt, da soll die Sache
von neuem losgehen. Ich habe das wirklich nicht um Dich verdient. Schon das end-
lose gefühllose und harte Reklamieren wegen Tete hättest Du mir nicht antun
sollen; Du weisst dass er krank war, und wollte man ihn nicht verkommen lassen,
musste man [e]twas für ihn thun; besonders da ich selber krank bin, und ihn nicht
betreuen und besorgen konnte. Und wie bringst Du es fertig, diese Kur von Tete als
Verpepelung hin
zustellen;[6]
schon Zangger gegenüber hättest Du das nicht sagen
dürfen. Er hat sich mit uns so viel Mühe gegeben, hat niemals Zeit und sogar Ko-
sten gespart wenn er uns helfen konnte; er hat manches gethan, was eigentlich Dei-
ne Pflicht gewesen wäre, weil er Dich lieb hat und Du solltest ihm das anerkennen
und nicht ihn
verletzen.[7]
Das ganze Unglück ist dass in diesem Jahr mehr Geld
verbraucht ist als im Programm war. Und hättest Du uns in Krankheit verkommen
lassen, hätten Dich denn diese Par Tausend Fr. freuen können. Bedenke doch auch
dass alles so theuer ist heute, viele Sachen haben jetzt den 3fachen
Wert[8]
woher
soll ich denn alles erschwingen. Ich begreife Dich nicht. Wills Du Dich unbedingt
auf die gleiche Stufe mit Elsas Mann
stellen.[9]
Von ihr wirst Du es wissen wie hart
das ist zum erleben, und willst Du es unbedingt auch Deiner Frau u. Kindern gleich
angedeihen lassen. Bedenke das die Sache für mich in sofern noch schlimmer ist
als ich kein Vermögen habe, oder so zu sagen
keins,[10]
und dass ich nach dieser
Krankheit nicht so bald daran denken könnte etwas zu erwerben. Und wenn sich
Deine Gesundheit nicht bessern würde, Albert, seit dem Sommer ist dies nicht der
Fall[11]
und Du weisst nicht wie viel mir das Sorge macht! Und wenn Deine Krank-
heit unglücklich verlaufen sollte, auch daran muss man denken, willst Du mir für
diesen Fall noch das einzige sichere, was wir wirklich haben, nämlich die Pension,
noch durch die Scheidung wegnehmen und mich der Gnade und Ungnade deiner
2-ten
Frau[12]
überlassen ob sie mir den Pensionsbetrag zahlen will, damit ich auch
noch für den Rest meines Lebens mit diesen Leuten kämpfen
muss.[13]
Ich bitte
Dich überlege das alles, es ist unmöglich dass Du nicht einsiehst, das [a]lles eher
am Platze ist, als dass Du Deine Vorschläge mit einer Drohung
abschliessest.[14]
Ich wünsche Dir noch, dass sich Deine Gesundheit bald bessern möchte, und bit-
te Dich auch alles dafür zu thun, dass ist wohl das wichtigste vorlaufig.
Miza.
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