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dieser Schwester die 20 Jahre unserer Beziehungen hindurch verheimlicht, sodass
ich ausser mir vor Verwunderung war, als „Schwager“ angeredet zu werden von ei-
ner Frau, von der ich noch nie gehört
hatte.[4]
Gewiss ist das furchtbare Misstrauen,
mit dem meine Frau mich und alle andren Menschen verfolgt hat, auch pathologi-
scher Natur. Ich war der Meinung gewesen, dass die anderer, mir bekannte Schwe-
ster Zora meiner Frau in Zürich sei.—
Nun ist es aber unbedingt nötig, dass wir mit meiner Familie aus den provisori-
schen Massnahmen herauskommen. Ich habe mich nun entschlossen zu folgender
Lösung.
1) Albert geht sofort zu meiner Schwester nach Luzern für
dauernd.[5]
2) Meine Frau wird dauernd in guter Pflege untergebracht entweder in Zürich
oder in Luzern. Letzteres hätte den Vorteil, dass sie dann Albert tägliche sehen
könnte.
3) Tete bleibt bis Juni oben bei
Pedolin.[6]
Dann hole ich ihn selber und nehme
ihn zu mir nach Berlin. Ich gebe es nicht zu, dass der Junge so losgelöst von den
Eigenen aufwächst. Ich nehme ihn dann jeweilen mit in die Schweiz.
4) Der Haushalt wird im Sommer aufgelöst. Ich werde mit Elsa in die Schweiz
kommen und alles mit ihr selbst
besorgen.[7]
5) Was mit meiner armen Schwägerin geschehen soll, d. h. wann sie wieder den
ihren zurückgegeben werden kann, dass weiss Gott allein.
__________
Hauptsache ist zunächst, dass Albert nach Luzern kommt. Ich werde meinen
Schwager bitten, dass er ihn sogleich holen
soll.[8]
Ich bitte Sie sehr, mich hierin
zu unterstützen. Meine Schwester ist eine hervorragend intelligente und vortreffli-
che Person, zu der ich unbegrenztes Vertrauen habe. Albert wird es wunderschön
dort haben.
Ich will Tetel hier behalten, bis er einigermassen gekräftigt und so alt ist, dass er
irgendwo einwachsen muss in eine grössere Umgebung, d. h. bis er 12 oder 13 Jah-
re alt ist. Dann wird Albert Student sein und flügge, und Tete kommt nach Luzern;
jedenfalls kommt er später wieder in die Schweiz. Denn ich schicke ihn hier nicht
in die Schule. Dagegen wird hier körperlich ausgezeichnet für ihn gesorgt sein.
Wenn er wieder sein Leiden bekommt, wird er von Zeit zu Zeit an die See oder ins
Gebirge geschickt mit Elsa oder mit deren
Töchtern.[9]
Ich würde ihn meiner Frau
niemals weggenommen haben. Aber da sie ihn nun doch nicht bei sich haben kann,
ist es doch gewiss gesund und natürlich, dass ich ihn bei mir haben will. Ich thue
es nicht, weil ich einer Schwäche meines Gefühls nachgebe, sondern, weil ich es
für das Richtige halte.
Das ewige Provisorium und tastende Hin-und-Her wird immer unerträglicher.
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