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dass sie wenigstens die Not nicht gerade kennen lernen. Ich möchte auch jetzt eine
kleine Einwendung machen; wäre es vielleicht vernünftig den Teil deines Deposi-
tums der in Geld geleistet wird bei einer Deutschen Bank auf meinem Namen zu
lassen um den Verlust der Zinsen zu
umgehen.[4]
Denn wenn dieser Verlust auf un-
sere Rechnung gehen soll, wäre das für unsere Kasse sehr bitter; die Lebensmittel,
Kleider und alles ist so teuer und wird immer teuerer, dass wir kaum was ubriges
haben.[5]
Bitte überlege Dir das.— Mit Michele möchte ich gar nichts
besprechen.[6]
Seine Frau hat sich diesen Frühjahr zu mir so benommen, dass für
mich von einer Freudschaft da nicht die Rede sein kann. Sie suchte sich in meine
Angelegenheiten zu mischen in einer Art, die von potenzierter menschlicher Bos-
heit
zeigt.[7]
Ich habe ihre Briefe, in denen sie mir mitteilte, wie sie uns „helfen“
wolle Dr. Zürcher und
Zangger[8]
gezeigt, sie sind fast auf dem Kopf gestanden.
Soviel ich weiss, bist Du davon unterrichtet und ich hoffe dass Du es begreifen
wirst, dass ich mit ihr nichts mehr zu tun haben will. Ich empfange sie wenn sie
kommt u[n]d damit genug.— Es wäre gut wenn Du mir schreiben würdest, für wie
lange etwa die Kinder mit Dir sein
sollen.[9]
Mitte Juli haben sie Ferien solltest Du
früher in die Schweiz kommen so würden sie Dir an den Bestimmungort nachrei-
sen; sie sollen sich doch ihre Pflichten ernst zu nehmen gewöhnen, damit bist Du
sicher einverstanden. Dass Du an Engstlenalp denkst wundert m[i]ch; dieser Ort ist
nach nur zu Fuss erreichbar 4–5 Bädeckerstunden, mit Tetel müsste man 8 St.
rechnen.[10]
er darf sich in keiner Weise übermüden, und auch dort, wenn etwas
passieren sollte, wie wolltest Du Dir helfen. An diesen entlegenen Orten ist jetzt
auch die Verpflegung nicht besonders. Wegen Tete müsste ich auf alle Fälle noch
den Artzt fragen, ob er hin könnte. Auch für Dich wäre es sicher nicht richtig; da
Du nicht [l]aufen sollst und besondere Nahrung
brauchst[11]
wäre eine kultiviertere
Gegend wo man auch etwas bekommt sicher besser. Denkst Du nicht an den
Rigi?[12]
Es gibt auch in der Gegend von
Zuoz[13]
kleinere Ortschaften, wo man
gute nicht zu teuere Pensionen haben kann. Wenn Du willst kann ich mich hier gut
nach etwas erkundigen. Dass Du daran denkst, mich bei dieser Gelegenheit zu be-
suchen, ist sehr freundlich von Dir, ich danke Dir
dafür.[14]
Es soll selbstverständ-
lich davon nicht die Rede sein. Ich habe in den letzten Jahren und auch letzten
Sommer[15]
zu viel gesehen wie sehr ungern Du das tust, als dass ich es annehmen
könnte.
Ich hoffe dass es Dir gut geht und bleibe mit freundl. Gruss.
Miza.
ALS. [144 359]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document.
[1]This letter is dated on the assumption that it precedes Einstein to Mileva Einstein-Maric; , 23 May
1918 (Vol. 8, Doc. 546), which has indirect references to this document.
[2]In Vol. 8, Doc. 532a, in the present volume, Mileva had expressed her fear that equities and
bonds were “a very uncertain option nowadays” (“heutzutage etwas sehr unsicheres”).
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