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zweit Brief alle auf den Haufen geworfen hast. Schreibe mir doch bitte wenigstens
warum Du nicht
kommst.[3]
Es tut mir und uns allen sehr leid, dass wir nun so die
ganzen Ferien zu Hause bleiben müssen. War es denn letztes Jahr nicht nett, als wir
miteinander in Arosa
waren.[4]
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass Du jetzt nicht
wieder kommst. Wie geht es mit Deiner
Gesundheit?[5]
Dieser hat der Aufenthalt
in Arosa ja auch so gut getan und Du hast ja selber geschrieben, wir wollten in die
Höhe, da es für Dich gut sei.
Ich habe in der letzten Zeit recht viel zu tun gehabt mit der Schule und dem
Klavier Unlängst begleitete ich Herrn Dr. v. Gonzenbach, der in unserem Hause
wohnt und sehr gut Geige spielt, bei der 5.
Corelli-Sonate[6]
und sonst begleite ich
oft ein Fräulein aus unserem Hause, die auch Geige
spielt.[7]
Da wir beide nicht so
viel Zeit zum Üben haben, spielen wir nur einzelne Sätze, haben uns aber auch
schon an größere Sachen gewagt. Dann und wann habe ich auch Frau
Wohlwend,[8]
die ja singt, begleitet, z. B. italienische Lieder, Schubertlieder etc.
Damit bin ich schon sehr beschäftigt und wenn mir etwas Zeit übrig bleibt, so
muss ich Sachen einkaufen, und überhaupt dafür sorgen, dass wir etwas
kriegen.[9]
Infolgedessen bitte ich Dich es mir nicht übel zu nehmen, dass ich Dir so lange
nicht geschrieben habe. Du musst das gelten lassen, dass der
Tete[10]
manchmal
schreibt, wenn ich gerade nicht kann.
Da Wir ja nirgends hingehen können in diesen Sommerferien, so habe ich für
diese Zeit bestimmt, dass wir, Tete und ich, immer, wenn es schön ist spazieren ge-
hen, und dass ich bei schlechtem Wetter entweder ein Schiff oder eine Hängebahn
mache, zu der ich natürlich die Pläne selber mache.
Hoffentlich wird aber das Wetter recht schön und wir können recht viel spazie-
ren gehen Schreibe mir bitte recht bald, wie es Dir geht und warum Du uns diese
große Enttäuschung bereitet hast.
Viele Grüße vom
Adn.
ALS. [144 011].
[1]This letter is dated on the assumption that it was written after the preceding document.
[2]Hans Albert was attending the third year of the Realgymnasium of the Kantonsschule Zurich
(see Vol. 8, Doc. 513a, in the present volume).
[3]In late April, Einstein had planned a trip to the Swiss Alps with Hans Albert and Eduard in July
(see Einstein to Hans Albert Einstein, after 26 April 1918 [Vol. 8, Doc. 520]). In late May, however,
he informed Mileva that he would have to cancel his plans, as he feared the rigors of the trip. He would
be vacationing at the Baltic seashore and would like the boys to join him there (see Einstein to Mileva
Einstein-Maric, 23 May 1918 [Vol. 8, Doc. 546]).
[4]In mid-July 1917, Einstein and Hans Albert had spent a week in Arosa where Eduard had been
staying at a local sanatorium (see Vol. 8, Doc. 361c, in the present volume).
[5]An allusion to Einstein’s gastric problems.
[6]Wilhelm von Gonzenbach (1880–1955) was Privatdozent in hygiene at the University of Zurich;
the Sonata for Violin and Continuo in G-Minor, op. 5, no. 5, by Arcangelo Corelli.
[7]Frieda Knecht (1895–1959), daughter of the landlord at Gloriastrasse 59.
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