V O L U M E 8 , D O C U M E N T 5 6 1 a 1 6 9
Der gleiche Schüler wird von mir in die Ecke gestellt, weil er die andern immer
stört. Ich (nach dem er eine Zeitlang gestanden hat): Gäll, Heineli, ‘s esch net schön
do müeße z’stoh. Er: I be dcheime scho a leidere-n-Orte gstande!
Es ist wirklich komisch mit den Kleinen, aber sehr mühsam. Wenn ich mir nicht
mehr zu helfen wußte, erzählte ich ein Märchen. Das weckte die Kinder immer.
Es war mir eine große Enttäuschung zu hören, daß Du dieses Jahr nicht kommen
willst.[2]
Vor allem bin ich fest überzeugt, daß Dir die Höhenluft besonders gut
bekommt.[3]
Du weißt ja noch, wie gut Dir Arosa getan hat. Dort warst Du ja auch
über[a]us vergnügt mit Deinen Kindern. Auch hier warst Du zeitweis recht ver-
gnügt mit
Albertli[4]
u. in Zürich hast Du ihn selbst sehr gelobt. Ich weiß auch nicht,
ob Du gut daran tust, Elsas Kindern zu lieb die Deinigen zu
vernachläßigen.[5]
Du
kannst ja in der Schweiz auch
segeln.[6]
Muß denn Margot gerade in der Zeit ope-
riert werden[?] Wieso könnten denn die Kinder nicht mitgehen in die Schweiz?
Das täte allen sicher gut. Wie steht es übrigens mit Deiner
Scheidung?[7]
Paul u.
mir tut es natürlich persönlich noch furchtbar leid, daß Du nicht kommen
willst.[8]
Überlegt’s Euch noch einmal! Es gibt Höhenkurorte, wo Du auch segeln könntest.
Lieber Albert, mache Dir nur ja keine Gedanken wegen unserer Gesundheit. Wir
hatten in unserer ersten Wohnung ebensoviel
Influenza,[9]
dort gab’s keine
Mücken, u. sie war nicht feucht. Das Luzerner Klima mit dem vielen Föhn ist uns
beiden nicht besonders zuträglich. Paul hatte übrigens diesen Winter keine Influen-
za. Er litt an Schlaflosigkeit u. mußte deswegen längere Zeit Urlaub nehmen. Nun
geht es ihm aber wieder ausgezeichnet. Er sieht wieder aus wie ein Indianer. Die
Mücken fallen als Träger unserer Influenz sowieso außer Betracht, da wir nur im
Winter, wenn es keine Mückenstiche gibt, von ihr befallen werden.
Anbei schicke ich Dir die Abrechnung über die Pakete. Hoffentlich sind alle gut
angekommen. Ende Juni werde ich wieder eines
bestellen.[10]
Alice u. Ogden sind—bis jetzt—entzückt von
Freiburg.[11]
Ogden will n[u]r
möglichst schnell doktorieren—vanitatis causa—alles übrige ist ihm gleichgül-
tig.[12]
Was hast Du denn von Anatole France
gelesen?[13]
Wir haben ihn auch sehr
gerne. Er ist ein äußerst feiner u. witziger Skeptiker.
Mama wird inzwischen abgereist
sein.[14]
Hoffentlich kann Sie kommen. Wir le-
ben sehr isoliert gegenwärtig u. sind für Besuche besonders empfänglich. Du soll-
test Dich unser erbarmen!
Nun hab ich Dir aber viel geschrieben. Grüße mir alle Haberländer nebst An-
hang, besonders Elsa u. die
Kinder.[15]
Bleibe Du weiter so wohl u. hüte Dich vor
den Zeitungen, die je länger je unerfreulicher sind.
Innigen Kuß von Deiner
Maja.
ALS. [144 783]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document.
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