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der Postkarte angab. Ich lege es aus einstweilen.— Was will Planck von Dir? Was
Haber? Mir ists unbehaglich dabei, weshalb schreiben
sie?[6]
Also überall Deine
sozialistische Gesinnung, wegen der man Dich auf dem Strich
hat![7]
Sogar in
Holland![8]
Tue mir die Liebe, und geberde Dich nicht so wütend als Soci, Du bist
es nicht mehr als
Ehrenfest[9]
und manche andere! Mach doch endlich diesem dum-
men Gerede ein Ende, man hält Dich allenthalben für einen wütenden Umstürzler,
sogar in
England.[10]
Du schadest Dir in äusserer Beziehung mehr, als Dir lieb sein
dürfte. Wär’s in diesem Umfange wahr und begründet, dann wollte ich nichts ein-
wenden! Aber so ists eine Blödheit, die man satt bekommt. Ich weiss nun genau,
daß man in England ebenfalls mit einer gewissen Scheu Deinen Namen nennt. Es
ist schon genug, dass Du darum den Nobel-Preis nicht bekamst, weiter soll es nicht
gehen.[11]
Ein so kritischer Kopf wie Du ist doch kein Kommunist!
Hier ist seit deiner Abreise ideales Wetter, nie Regen, nur Sonne und heiterer
Himmel. Jetzt ist es sogar in Berlin im bayrischen Viertel schön, die dürftigen Vor-
gärtchen zwischen den Mietskasernen prangen in rechtem Blütenschmuck, und so-
gar in unserer
Strasse[12]
kann man dadurch Schönes erleben. Überall Goldregen,
Flieder und kleine Mandelbaumchen.— Ich bin so froh, dass Du vergnügt bist Und
ich freue mich, bis Du wiederkommst. Aber ich erhole mich auch während Deiner
Abwesenheit. Ich bin so viel im Freien und sitze auch häufig auf dem Balkon.
Schade um den schönen Spargel, der von Dir nicht gegessen wird. Mir ists leid, so
oft ich schäle, ich möchte ihn Dir geben, guter lieber Kerle. Du sollst doch den alten
schäbigen Anzug nur zur Reise tragen, nie in Holland, hörst Du, ich bitte Dich in-
ständig darum. Mach Dich nicht lächerlich in dem Bratenrock, der ist gut zur Bahn-
fahrt, aber weiter zu
nichts.[13]
Wechsle fleißig Strümpfe, sonst kriegen sie zu gros-
se Löcher. Und gib nun ein Hemd und ein Nachthemd zur Wäsche, Du hast knapp
mitgenommen.
Leb wohl, und alles Liebe Deine
Frau.
ALS. [143 312].
[1]Dated by the assumption that the letter is a reply to Doc. 9.
[2]Einstein had asked Elsa to obtain the release of the violin that had been confiscated at the
German-Dutch border (see Doc. 7). Both violins were intended for Ehrenfest’s daughters (see Doc. 6,
note 6).
[3]Margot Einstein.
[4]Bad Bentheim on the German-Dutch border, where one of the violins had been seized (see
Doc. 7).
[5]A decree on export taxes (“Verordnung über die Ausfuhrabgaben”) was issued by the German
government shortly before 10 May 1920. The level of taxation was 3–10 percent, depending on the
product category (see “Die Opposition gegen die Ausfuhrabgaben,” Berliner Tageblatt, 10 May 1920,
Evening Edition).
[6]Presumably Elsa attached letters from Max Planck and Fritz Haber. For a description of and par-
tial quote from Planck’s letter, see Doc. 26.