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einsichtsvollen Menschen, die frei wären von selbstsüchtigen Motiven. So ein
Glücksfall realisiert sich nur ausnahmsweise in einem aufgeklärten Despoten
(Marc Aurel oder so ein
Wilson,[10]
wenn guter Wille auch Einsicht und That wä-
re). Deine Selbstcharakteristik ist köstlich, übertrieben, aber nicht ganz unzutref-
fend. Wenn Du so viel Willen und suggerierende Kraft wie Verstand hättest, wärest
Du ein grosser Führer der Menschen geworden.
Mit dem Arbeiten ist es bei mir gegenwärtig auch nicht weit her. Ich zersplittere
meine Kräfte, muss eine ungeheure Korrespondenz erledigen, beurteilen, raten,
protegieren, komme aber in den grossen Problemen nicht vorwärts. Planck hat jetzt
meine Ableitung seiner Formel akzeptiert—kennst Du sie? (Quantenhafte Aus-
und Einstrahlung nach statistischem Gesetz, Boltzmannscher
Verteilungssatz).[11]
Die Bemerkung über Weyls Buch bezieht sich auf seine Theorie der Elektrizität.
Ich verstehe ja Deine Ansicht. Du denkst: Die Unveränderlichkeit der relativen
Ausdehnung der Körper braucht nicht im Fundament der Theorie zu stecken; schö-
ner noch, wenn sie als Folgerung herauskommt oder annehmbar, wenn sie als be-
sondere Hypothese in der Theorie Platz hätte. Aber vergiss nicht, die Theorie ist
auf die Massstabgeometrie gegründet. Dann wird angenommen die relative Länge
der Massstäbe sei Funktion der Vorgeschichte. Dann soll herauskommen, die wirk-
lichen Massstäbe seien relativ invariant. Deshalb müssen die zur Grundlegung der
Theorie benutzten Massstäbe nur gedachte Massstäbe sein, die sich anders verhal-
ten als die wirklichen. Das ist abscheulich. Ausserdem gehen die bisherigen Lei-
stungen der Theorie verloren. Man muss zu Tensoren übergehen die 4. Ordnung
sind statt nur zweiter Ordnung, was eine weitgehende Unbestimmtheit der Theorie
mit sich bringt, erstens, weil es bedeutend mehr Gleichungen gibt, die in Betracht
kommen, zweitens, weil die Lösungen mehr willkürliche Konstante enthalten.
Ein anderes Argument, das Planetensystem in der Erbse, deutest Du selbst an.
Sieh einmal ab vom Molekularen und nimm an, dass Wasser überall derselbe Dich-
te habe. Dann kann man die Dichte statt der Masse als Fundamentaleinheit einfüh-
ren
Nimm Newtons Gesetz
Also Dimensionsgleichung
Das Newtonsche Gesetz ist also nicht invariant gegen Massstabänderungen, wenn
man das Gesetz der Lichtausbreitung hinzunimmt. Denn man muss T wie l
M Masse D Dichte l3 Länge3 =
kMM-
r2
----------- Beschl. Masse
Ml-
T2
------ = =
k M–1l3T–2 D–1T–2 = =