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161. From Max and Hedwig Born
Frankfurt a/M 2. Okt. 1920
Liebe Einsteins!
Hechingen muß, nach Ihrer Karte zu
schließen,[1]
ein reizendes verträumtes
Nest sein, recht dazu geeignet, die Aufregungen, die Sie zu unserm Kummer hier
und in Nauheim erdulden mußten, verstummen zu
lassen.[2]
Wir wollen Ihr „ein-
geschlafenes Bewußtsein“ auch nicht durch briefliche Ergüsse stören, es ist sehr
gesund, wenn auch die Freunde mal dem Bewußtsein entrücken, und ich habe das
Gefühl, daß wir gerade jetzt einmal so verschwinden müssen. Es gibt ja eigentlich
nichts Aufdringlicheres als das „Mitleiden“, es ist ein Eingriff in das Freundesle-
ben, eine seelische Entblößung, deren man sich nachher schämt.
Bevor wir also versinken, wie der Kasperle im Theater, kommen wir noch mit
zwei Anliegen, deren Erfüllung ich in Ihre Hände lege, liebe Frau Elsa! D. h., daß
Sie den Mann gelegentlich daran erinnern: 1. Daß Ihr Mann an Frau Hoff Günters-
burg Allee 57 schreibt. Dies wäre wirklich kein vergeudetes Zeitopfer; denn sol-
cher Menschen sind nicht viele.
2. Hätte mein Mann Lust, das amerikanische goldene Kalb zu schlachten u. sich
durch Vorträge dort die Möglichkeit zu erwerben, sich in Göttingen ein Häuschen
nach seinen Wünschen zu bauen. Falls Sie also noch die Möglichkeit haben, je-
mand für Vorträge dort in Vorschlag zu bringen, so nennen Sie bitte den Max. Er
könnte Februar, März, April hinüber gehen und dadurch auch seine Sehnsucht nach
dem Broadway (diese Liebe verstehe ich zwar nicht, verzeihe sie aber) stillen.
So, und nun,—ohne weitere Schluß-apotheose—versinken die beiden Kasperle
Max und Hedi Born,
bis Sie sich selbst mal wieder der Spielzeugschachtel erinnern.
ALS. Einstein/Born 1969, pp. 61–62. [8 261]. In Hedwig Born’s hand.
[1]Doc. 159, sent from Hechingen, where Einstein and his wife were staying.
[2]For the events at the meeting of the Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Bad Nau-
heim, where Elsa had fallen ill, see Doc. 154. Max Born and his wife had discussions with Einstein
on the night of their return to Frankfurt from the relativity session at Bad Nauheim. They felt that he
was “too compliant” (“zu nachgiebig”) toward journalists, “perhaps […] because his wife under-
standably enjoyed his popularity” (“vielleicht […] weil seine Frau begreiflicherweise an seiner Popu-
larität Freude hatte”; Einstein/Born 1969, p. 62).
162. To Fritz Haber
Hechingen. [6 October
1920][1]
Lieber Haber!
Nach Amerika will ich gern gehen, aber erst nächstes Jahr, im Winter 1921–22.
Dieses Jahr geht es nicht wegen einiger bereits übernommener Verpflichtungen. Es
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