D O C U M E N T 1 6 9 O C T O B E R 1 9 2 0 4 5 3
169. From Erich Wende[1]
Berlin W 8, Wilhelmstr. 68. den 8. Oktober 1920.
Hochverehrter Herr Professor.
Der Herr Minister besprach mit mir heute den Inhalt Ihres gefälligen Schreibens
vom 30.
Juli,[2]
in dem Sie sich für Herrn Professor Hugo Buchholz in Halle ver-
wandten. Ich habe dem Herrn Minister sagen müssen, dass Ihre Annahme, an der
Universität Halle stünde eine etatmässige Lehrstelle für Astronomie zur Verfü-
gung, leider nicht zutrifft. Wir hätten schon lange gern diesem Zustand ein Ende
gemacht, jedoch ist es bei der gegenwärtigen Finanzlage ganz aussichtslos, beim
Finanzminister nicht nur die Mittel für einen neuen Lehrstuhl für Astronomie, son-
dern auch zum Ausbau des jetzigen geringen astronomischen Apparates zu einer
leidlich leistungsfähigen Sternwarte zu erlangen und ohne eine solche Fundierung
des Lehrstuhls wäre seine Errichtung offenbar wenig Erfolgverheissend. Unter die-
sen Umständen haben wir für Herrn Buchholz, dessen Lage uns aus seinen eigenen
Schilderungen wohl bekannt ist, und über dessen Leistungen wir uns seit Jahren
durch Gutachten anerkannter Fachautorität[en] auf dem laufenden gehalten haben,
leider nichts Durch[grei]fendes tun können. Waren wir bisher darauf angewiese[n]
ihm eine allerdings sehr kleine Remuneration zu gewäh[ren,] so hat sich indessen
seine jetzige wirtschaftliche La[ge] dadurch wesentlich gebessert, dass nach den
Bestimmun[gen] der neuen Besoldungsordnung seine bisherige Remunerat[ion]
von 1800 M auf 13200 M (ungerechnet die Teuerungszula[ge)] erhöht worden ist.
Wir hoffen sehr, ihm so wenigst[ens] indirekt, auch in seiner wissenschaftlichen
Entwicklu[ng] bald förderlich sein können. Ihres freundlichen Hinwe[ises] auf die
wissenschaftlichen Leistungen des Herrn Buchh[olz] werden wir jed[e]rzeit gern
gedenken, namentlich dann, [wenn] eine bessere Gesamtlage uns die Möglichkeit
geben so[llte] für Herrn Buchholz etwas Entscheidenderes zu tun.
Der Herr
Minister,[3]
der im Begriff ist, auf [eine] längere Dienstreise zu gehen,
lässt Sie bitten, zunä[chst] mit diesen Mitteilungen vorlieb zu nehmen. Er dankt
[Ihnen] persönlich wiederholt sehr für das warme Interesse, [das] Sie Herrn Buch-
holz bezeigt haben und lässt sich Ihne[n durch] mich bestens empfehlen.
Empfangen Sie den Ausdruck meiner ausgezei[chneten] Hochachtung. Ihr ganz
ergebener
Geheimer Regierungsrat.
TLC. [83 267]. Cropped copy.
[1]The name of the correspondent is inferred from a note appended to Doc. 137 on 16 October 1920
in an official’s hand: “Vermerk. Der Brief Einsteins vom 30.7. wegen Prof. Bucholz ist durch Privat-
brief des H. GRR Wende von 8.10.d J zu UI 1200.1 erledigt.” Wende (1884–1966) was a high official
in the Ministry.
[2]Doc. 93. Another copy of the letter with slight variations but with the same date (30 July 1920)
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