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Das nehme ich ihm sehr übel. Du kannst es ihm ruhig sagen. Man kann ja andrer
Meinung sein wie Planck, aber an seinem aufrichtigen, edlen Charakter kann man
nur zweifeln, wenn man selber keinen hat. Lorentz fürchtet offenbar den Verlust
seiner satten Ententefreunde mehr, als ihm an der Gerechtigkeit gelegen ist. Daß er
meine Gitterrechnungen in Kolleg vorträgt, besticht mich nicht. Übrigens ist das
nicht das einzige, was ich gegen ihn habe, aber ich schreibe doch nicht, um zu lä-
stern; sondern, offen gestanden, wenn ich Dich bei Lorentz, Ehrenfest, Weiß und
Langevin
weiß,[9]
so finde ich das viel erfreulicher als den Verkehr mit dem Autor
des „Freibads der
Musen“.[10]
Du wirst dort auch Herrn
Tschulanowski[11]
aus Rus-
sland gesehen haben; erkundige Dich bei ihm nach dem Herrn G.
Krutkow,[12]
der
mir eine Arbeit über adiabatische Invarianten geschickt hat, die mir ausgezeichnet
erscheint. Das muss ein ausgezeichneter Theoretiker sein; ich habe seinen Namen
vorher nie gehört.— Meine Frau lässt schön
grüßen,[13]
sie rackert sich sehr ab,
weil unsere Köchin vor einigen Wochen wegen Diebstahl und Betrug (in zahllosen
Fällen) entfernt werden musste. Dazu lag ich Jammergestalt bis gestern mit Asth-
ma im Bett und musste „gepflegt“ werden. Die Kinder sind
wohl.[14]
Mit den herzlichsten Grüßen Dein
Max Born.
ALS. Einstein/Born 1969, pp. 70–71. [8 155].
[1]For Einstein’s protest against publication of Alexander Moszkowski’s book, see Doc. 183.
[2]Paul Weyland; Philipp Lenard; Wilhelm Wien.
[3]The paper is Fokker 1920a, or its shorter English version Fokker 1920b, in which he gives a sim-
pler derivation of the electric currents due to the motion of electrons in neutral atoms than the one
given in Minkowski and Born 1910, where Born had worked out some of Minkowski’s ideas after the
latter’s death.
[4]Sergei A. Boguslavsky (1883–1923), who studied at the Universities of Freiburg and Göttingen,
was Professor of Physics at the University of Saratov. For his letter to Born, see Einstein/Born 1969,
pp. 75–77.
[5]At the end of his letter to Born (Doc. 182), Einstein called Lorentz “a venerable man” (“ein ver-
ehrungswürdiger Mensch”).
[6]Wilhelm Wien and Philipp Lenard held strong nationalist views (see Beyerchen 1977, pp. 79–
91, and Wolff, S. 2003).
[7]Otto Runge.
[8]Planck’s sixtieth birthday was on 26 April 1918.
[9]Einstein, together with Hendrik A. Lorentz, Paul Ehrenfest, Pierre Weiss, and Paul Langevin,
was taking part in a meeting on paramagnetism at low temperatures at the University of Leyden (see
Doc. 182, note 6).
[10]Alexander Moszkowski.
[11]Vladimir M. Chulanovsky (1889–1969) was a physicist in the State Institute of Optics in St.
Petersburg; Yuri A. Krutkov (1890–1952) worked in the Roentgenological and Radiological Institute
in St. Petersburg. Both attended Ehrenfest’s seminars in 1908–1910 when he stayed there (see Frenkel
1971, p. 32).
[12]Krutkow 1918/1919.
[13]Hedwig Born.
[14]Irene and Grittli.