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Ich weiss aber, dass es sich bei Ihnen um eine Art fixe Idee handelt, und dass alle
Liebesmüh vergebens ist. Bös bin ich Ihnen so wenig, wie einem Spatzen, dass er
nicht singt wie eine Nachtigall. Aber es amusiert mich, dass Sie, wie es scheint,
gläubige Zuhörer finden—sicherlich aber fällt Ihnen kein theoretischer Physiker
von irgend welcher Bedeutung auf diese Sache
herein.[2]
Bei Langevin bin ich z. B.
fest überzeugt, dass er die Sache sofort
übersieht.[3]
Ich kann mir nicht vorstellen,
dass Grossmann etwas gegen Sie
hat.[4]
Aber er schämt sich wahrscheinlich für die
Schweizer Physiker, dass die Sache unwidersprochen bleibt; das kann man nicht
übel nehmen. Wenn man mich fragt kann ich nichts anderes als meine Meinung sa-
gen. Und Ihnen weis[s] ich nichts anderes als: Thun Sie, was Sie eben nicht lassen
können.
Es grüsst Sie bestens Ihr
A. Einstein.
AKS (Georges-Edouard Guillaume, Neuchâtel). Genovesi 2000, p. 107. [79 017]. The postcard is
addressed “Herrn Dr. E. Guillaume Dittlingerweg 12 Bern (Schweiz),” and postmarked “Berlin [--]
29.12.20. [--]N[achmittags].”
[1]Guillaume put forward this argument in Doc. 241, to which this is a reply. Einstein points out
that since no observer in the reference frame can actually observe the entire wavefront, the equa-
tion for its shape, quoted in Guillaume’s letter, is of purely formal interest.
[2]In Doc. 241, Guillaume had quoted another leading French mathematician, Émile Picard, who
was critical of relativity theory. In Doc. 142, Grossmann had warned of the danger of an anti-relativity
reaction in Francophone countries. In Doc. 148, Einstein commented to Grossmann on his surprise
that Guillaume had not been met with any rebuttal to his attack on relativity theory.
[3]Einstein had suggested in Doc. 233 that Guillaume turn to Paul Langevin for an account of
relativity.
[4]See Doc. 241, where Guillaume accused Grossmann of inveigling Einstein into participating in
an ad hominem public attack against him.
251. To Mário Basto Wagner
Berlin, den 29. XII. 20.
Sehr geehrter Herr Kollege!
Entschuldigen Sie mein langes
Stillschweigen.[1]
Ich erinnere mich nicht, ob ich
in der Frage der Entropie der Lösung einmal etwas publiziert habe. Dies ist ja auch
ohne Interesse. So viel ich weiss, bin ich mit Plancks Behandlung des Nernst’schen
Theorems vollkommen einverstanden, da er das Verschwinden der Entropie beim
absoluten Nullpunkt nur für schemisch homogene Körper postuliert, nicht aber für
regellose Mischungen aus Molekülen verschiedener
Art.[2]
Leider habe ich unmög-
lich die Zeit finden können, Ihre
Abhandlungen[3]
zu studieren, weil ich mich ge-
genwärtig mit diesem Gebiete nicht beschäftige.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
K2
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