D O C U M E N T 2 5 2 D E C E M B E R 1 9 2 0 5 4 9
TLC. [25 305]. Addressee’s name is typed below closure: “Sr. Hochwohlgeboren Herrn Prof. Dr.
Wagner Lissabon.”
[1]This letter is a response to Doc. 197.
[2]Einstein had discussed these issues in Einstein 1914n (Vol. 6, Doc. 5); see Doc. 197, note 5.
[3]Wagner 1920, which Wagner had sent him for comments.
252. From Arnold Sommerfeld
z. Z. Garmisch 29. XII. 20.
Lieber Einstein!
Das ist wirklich schade! Wir hätten uns so gefreut, Sie bei uns zu
haben.[1]
Aber
wir lassen nicht locker. Merken Sie uns für den Anfang des nächsten Winterseme-
sters vor: den
11ten
oder
18ten
November. Dann ist Anschütz wieder in
München.[2]
Ich schlage bestimmte Daten nur vor, damit Sie die Sache nicht auf die bekannten
calendas
gracas[3]
verschieben, und bin im Übrigen mit jedem Gegenvorschlag von
Ihnen im Voraus einverstanden.
Ich höre von Anschütz, dass Sie in Kiel 2 000 M bekommen
haben;[4]
das kön-
nen wir Ihnen auch geben. Den Vortrag im Ingenieurverein werde ich nun wohl
oder übel selbst halten
müssen[5]
(wahrscheinlich werde ich ihn mehr übel als wohl
halten). Wenn ich sehe, wie ärgerlich ich unberufenen Fragern gegenüber auf Re-
lativitätsanzapfungen antworte, so kann ich mir die Wut vorstellen, die Sie selbst
dabei schliesslich haben müssen.
Dass Sie mir wegen der Citate aus Ihren Briefen nicht böse sind, wie ich aus Ih-
rem Stillschweigen darüber schliesse, ist mir eine Beruhigung. Sie passten mir gar
zu gut in meinen Redefluss
hinein.[6]
Wird das neue Jahr das Problem des Elektrons reifen? Das ist wohl die nächste
und vielleicht grösste Frucht der
Rel-Th.[7]
Der Gedanke von Herzfeld ist folgender, ganz oberflächlich dargestellt u. ohne
Gewähr, dass ich ihn exakt
wiedergebe:[8]
Beim Ummagnetisiren eines ferroma-
gnetischen Atoms geht eine Strahlung in den Äther; diese nimmt aber nur (nach
den allgemeinen Regeln der Verknüpfung von Energie und Impuls) die Hälfte der
Impulsänderung, die der Änderung des Umlaufsinnes der Elektronen entspricht,
mit sich; nur die andere Hälfte kommt auf den Magneten. Herzfeld will das Vor-
handensein der Strahlung experimentell nachweisen (Frequenz wie bei der drahtl.
Telegr.) Das kann noch gute Weile haben; ich bitte Sie also einstweilen nichts ver-
lauten zu lassen. Es wird eine grosse Sache, wenn alles klappt.
Auf Bohrs neue Atom-Ideen bin ich
gespannt.[9]
Er ist für mich ein Mensch von
seltenem intellektuellen und persönlichen Zauber.
Mit vielen Grüssen Ihr
A. Sommerfeld.
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