228 DOCUMENT 53 AUGUST-SEPTEMBER 1899 53. From Mileva Maric [Kac, after 10 August-before 10 September 1899][1] L[ieber] H[err] E[instein] Ihre beiden Briefchen[2] haben mich glücklich in unserer Einsiedelei[3] gefunden schönen Dank dafür und bitte recht bald wieder um eines. Sie werden doch nicht auf mich schauen wenn ich Ihnen jetzt gerade auch etwas weniger schreibe, Sie der so viel Zeit zur Verfügung hat. Ihre Briefe heimeln mich jedes mal so schön an. Aus der Reihe der gemeinsamen Erlebnisse hat sich noch ganz verstohlen ein sonderbares Gefühl gebildet, das bei leisestem Antipen sofort wach wird, auch ohne dass die Erinnerung ans Einzelne gerade recht zum Bewusstsein kommt, und welches macht, dass es mir jedes mal gerade vorkommt, ich wäre wieder in meinem Zimmer. Sie haben Recht, dass Sie wenig studieren, wenn es nur war ist, ganz ist dem Landfrieden schwer zu glauben, machen Sie lieber recht schöne Spazier- gänge, wo Sie so gut Gelegenheit haben. Ich bin die ganze Zeit noch nicht weiter von unserem Garten gekommen, in die Stadt gehen wir jetzt gar nicht, es sind viele Fälle von Scharlach und Diphtärie vorgekommen, und da bleiben wir lieber in unserer frischen gesunden Luft. N[eusatz] ist ein recht ungesundes Nest, und jetzt ist noch eine schreckliche Hitze. Bei uns blühen die Weichsel- Bäume zum 2ten Mal. Sagen Sie einen schönen Gruss an Frau Einstein und Frl. Maja es wird mich freuen wenn sie mir schreibt, (natürlich wenn Sie erlauben, ich begreife nicht, warum nicht, ausser wenn Sie wirklich einen Grund haben).[4] Das "stopfen" geht langsam vorwärts.[5] Fiedler macht mir viel Kummer, das scheint mir der längste Knödel zu sein.[6] Sie könnten mir ein bisschen schrei- ben wie's auf dem Examen zugeht, aber Sie müssen wieder nicht meinen, dass der Brief nur mit der Beschreibung ausgefüllt sein soll. (zur Vorsorge) Fragen Fiedler und Herzog[7] auch spezielle Sachen, Beispiele, oder nur allgemeines? Und auch noch eine andere Bitte hätte ich an Sie, wenn Sie nach Zürich kommen lassen Sie mir bei der Frau Markwalder ihr Heft über Wärmetheorie, ich möchte noch einiges nachsehen.[8] Sie schreiben gar nicht wann Sie vom Paradies weggehen. Ich werde war- scheinlich am 25. in Zürich sein und anstatt mich zu freuen, gehe ich mit so geteilten Gefühlen hin, haben Sie nicht Mitleid mit mir.[9] Nicht war, Sie lassen Niemand meine Briefe lesen, das müssen Sie mir versprechen Sie sagten einmal, Sie hätten das profane nicht gerne, und wenn mir das profan scheint, können Sie es mir schon tun! Was meinen Sie. Das
Previous Page Next Page