322 DOCUMENT 127 DECEMBER 1901 kurzsichtigen Menschen anzufangen. Wenn ich unter dessen Kopf herum- laufen müßte, um Universitätsprofessor zu sein-ich möchte nicht tauschen, sondern lieber ein armer Hauslehrer bleiben. Soll ich Dir ein Buch schicken liebes Schatzerl, oder hast Du sonst einen erfüllbaren Wunsch? Schreib es mir ungeniert-aber schreib mir recht viel. Ich hab mit jedem Brief eine große Freude. Sie sind mein einziges menschliches Vergnügen an dem sich mein Gehirn erwärmt. Sie müssen mir Weiberl, Eltern Freunde und Gesellschaft ersetzen und sie könnens auch. Schöner wärs freilich, wenn ich Dich bei mir haben könnte wie in der schönen Züricher Studienzeit. Sobald ich Doktor sein werde, werde ich mich ausschreiben, um eine sichere Position zu suchen. Einmal werden wir doch auch äußeres Glück haben. Wenn Du genug zuhaus warst, dann komm nur zu mir, Du bist immer mit offenen Armen empfangen, so gut es eben geht. Schreib mir recht bald und recht offenherzig und sei herzlichst verbusselt von Deinem Albert Johonzel. 127. To Mileva Maric Schaffhausen Donnerstag. [12 December 1901][1] Mein liebes Schatzerl! Ich hab Dein liebes Bauchwehbrieferl bekommen, das Du so lieb warst, mir im Bett zu schreiben. Ich mach mir aber auch gar keine Sorgen, denn ich seh schon an Deiner guten Laune, daß das Übel nicht groß ist. Pfleg Dich nur gut und sei munter und freu Dich auf unser liebes Lieserl,[2] das ich mir allerdings ganz im Geheimen, (so daß es das Doxerl nicht merkt), lieber als Hanserl vorstelle. Bei mir gibts wieder Neues in Menge, von jeder Sorte, wie mans mex und wie mans nicht mex. Zunächst ist zu konstatieren, daß mir Kleiner noch nicht geschrieben hat.[3] Das zweite ist, daß Louis Mutter schrecklich wehklagt über unser Auswanderungsprojekt.[4] Sie erklärte, daß es Ihr auf das Geld nicht ALS (CLE). [1] Dated by the reference to a subscription concert. [2] See Doc. 111, note 3. [3] See the preceding letter. [4] The mother of Louis Cahen, the pupil that Einstein was tutoring, objected to a plan to have Cahen continue his studies with Ein- stein in Bern.
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