V O L U M E 8 , D O C U M E N T 5 3 3 a 1 6 1
dort keine Predigt halten zu
müssen.[8]
Denn ich kann nur reden, wenn ich wirklich
was zu sagen habe, was noch nicht alle ordentlichen Menschen wissen. Dies trifft
aber hier nicht zu. Sie werden einwenden, man könne auch was altes predigen,
wenn man es nur gut predigt; aber eben an dieser Fähigkeit fehlt es mir, sodass das
Holpern meiner Rede nur erträglich ist, wenn es wegen der Neuheit der Gedanken
verzeihlich erscheint. Weil hat eine höchst geistreiche Arbeit geschrieben, in der er
Gravitation und Elektromagnetik im Sinne der allgemeinen Relativitätstheorie zu
vereinigen strebte. Ich halte die Sache aber für physikalisch
unrichtig.[9]
Sagen Sie
Besso, er solle sich die Sache erzählen lassen. Ich bin neugierig, ob er dasselbe
Haar in der Suppe findet wie ich. In der Akademie hat es wegen der Arbeit ein paar
drollige Szenen gegeben, die ich Euch dann erzählen
will.[10]
Mit meiner Frau hat sich nun ein zufriedenstellendes Verhältnis herausgebil-
det, und zwar durch die Korrespondenz, die ich mit ihr wegen der Scheidung
führe![11]
Eine drollige Versöhnungsgelegenheit. Ich suche gegenwärtig die Er-
laubnis zu erlangen, ihr meine Ersparnisse geben und nach der Schweiz zu senden.
Bis jetzt habe ich letzteres nicht durchsetzen können bei der
Reichsbank.[12]
Es
sind zusammen mit zwei grossen Preisen, die ich neulich erhielt 40000
M.[13]
Sie
lachen gewiss darüber, dass ich Ihnen das mit einem gewissen Stolz sage; aber für
meine Kinder bedeutet es doch etwas, dass sie im Falle meines Todes nicht so ganz
auf Freunde angewiesen
sind.[14]
Ich habe es an mir erfahren!
Herzliche Grüsse von Ihrem alten
Einstein.
Mit[15]
den ersten zweieinhalb Zeilen habe ich keinen Sinn verbinden können.
Jedes Urteil über Wahrscheinlichkeit W komplexer Ereignisse beruht auf
bestimmten Prämissen über die Wahrscheinlichkeit w elementarer primitiver Er-
eignisse, Aus diesen Prämissen sind Wahrscheinlichkeiten aus welchen die kom-
plexen zusammengesetzt sind. Die Verknüpfung der W mit den w geschieht nach
gewissen Regeln, die die Wahrscheinlichkeitsrechnung so wählt, dass sie auf mög-
lichst viele Erfahrungsreihen mit Vorteil Anwendung finden können.
Die gleiche Wahrscheinlichkeit der 6 Würfe eines Würfels hat logisch nichts zu
thun mit der Unmöglichkeit, einen solchen Wurf vor dem anderen auszuzeichnen.
Die Aussage der gleichen Wahrscheinlichkeit zweier Ereignisse hat nichts zu
thun mit der Aussage der Unabhängigkeit der Ereignisse voneinander. Eines kann
ohne das andere zutreffen.
Wahrscheinlichkeitsbetrachtung und kausale Betrachtung schliessen einander
wohl aus, aber der Kausalzusammenhang der Natur lässt, auch wenn er lückenlos
ist, Raum für Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen. Dies hängt damit zusammen,
dass die vollständige Erschliessung des Kausalzusammenhanges oft nicht möglich
oder auch nicht beabsichtigt ist.
Previous Page Next Page