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63. From Hendrik A. Lorentz
Haarlem, 23 Juni 1920.
Lieber Herr Kollege,
Ich glaube Ihnen wieder einmal sagen zu müssen, wie es jetzt mit Ihrer Ernen-
nung, oder, genauer gesagt, mit der erforderlichen königlichen Genehmigung steht.
In den letzten Tagen Ihres Aufenthaltes in Holland konnte ich Ihnen noch mitteilen,
dass es keine Schwierigkeiten mehr gab, und dass man mir die Aussicht geöffnet
hatte, die Angelegenheit etwa am 12. d. M. erledigt zu
sehen.[1]
Leider hat sich die
Sache noch wieder in die Länge gezogen, so dass es nur gut ist, dass Sie den Aus-
gang nicht abgewartet haben. Indessen sind wir jetzt nahe am Ziel. Der Staatsrat
hat sei[n] Urteil (natürlich in günstigem Sinne) abgegeben und damit ist die letzte
Formalität
erfüllt.[2]
Prof. Oppenheim, Mitglied dieses Rates (und auch des Kura-
toriums der Leidener Universität) hat mir erklärt von dem Generalsekretär des Mi-
nisters vernommen zu haben, die königliche Verfügung sei ganz bestimmt späte-
stens Anfang Juli zu
erwarten.[3]
Da die Ferien am 10 Juli anfangen, würden Sie
also vielleicht noch Ihre Antrittsrede in der letzten Woche dieses Semesters halten
können. Dass Sie das jedenfalls unmittelbar nach den Ferien, Ende September,
werden tun können, daran brauchen wir gar nicht zu zweifeln.
Was nun die Frage betrifft, ob Sie die Rede vor oder nach den Ferien halten wol-
len (gesetzt dass auch Ersteres möglich sei), das müssen Sie tun ganz wie es Ihnen
am besten passt. Ich kann nur sagen, dass, je eher Sie kommen, umso lieber wird
es uns, allen Ihren Freunden in diesem Lande sein.
Jedenfalls, sobald die königliche Verfügung erschienen ist, werden Ehrenfest
oder ich Ihnen telegraphieren: „richtig“; wir werden hinzufügen, an welchem Tage
Sie, wenn Sie es wünschen, die Rede werden halten können. Sie bleiben dann noch
frei in der Entscheidung.
—————
Es hat mich sehr gefreut von Ihnen zu hören, dass wir Sie in dem Conseil de phy-
sique in Brüssel sehen (und hören)
werden.[4]
Aus Ihrem Briefe ersah ich, dass Sie
der Einladung nach Kristiania Folge geleistet
haben.[5]
Ich hoffe sehr, dass Sie Zeit
finden werden, von dem schönen Lande etwas zu sehen; Sie haben ja Jahre lang so
angestrengt gearbeitet, dass Sie sich einige Erholung erlauben dürfen.
Gestern erhielt ich das schöne und anregende Buch von Eddington: „Space,
Time and Gravitation, an outline of the general relativity
Theory.“[6]
Es giebt darin
Manches, was ich mit Ihnen besprechen möchte; es würde mich sehr freuen, wenn
das bald geschehen könnte.— Mit herzlichen Grüssen treulich Ihr
H. A. Lorentz
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