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men. Als Privatdozent habe ich natürlich mit Berufungsangelegenheiten offiziell
nicht das geringste zu tun, das schliesst aber nicht aus, dass ich in gelegentlichen
Gesprächen mit den massgebenden Herren nicht doch einen kleinen Einfluss auf
die Beschlüsse der Kommission ausüben könnte, wenn ich mich dabei auf die her-
vorragendsten Autoritäten berufen kann. Deshalb wäre ich Ihnen überaus dankbar,
wenn Sie mir durch ein paar Zeilen mitteilen würden, wer wohl die geeignetsten
Persönlichkeiten für diese Professur sind. Vielleicht kann ich auf diese Weise ein
klein wenig dazu beitragen, dass die theoretische Physik in Rostock ordentlich in
die Höhe kommt. Den Weggang von E. Cohn nach Freiburg habe ich sehr be-
dauert.[2]
In der Mathematik ist hier schon etwas mehr Leben, seit sie im Frühjahr
einen zweiten Ordinarius für dies Fach herbekommen haben (Haupt), einen sehr
netten
Menschen.[3]
Da ich gerade von Personalfragen spreche, so möchte ich nicht versäumen, Ih-
nen privatissime von einen kleinen Gerücht Kenntnis zu geben, das mir im vorigen
Monat zu Ohren gekommen ist, dessen Richtigkeit ich aber in keiner Weise nach-
prüfen kann. Danach soll an der deutschen Universität in Prag die Absicht beste-
hen, die philosophische Fakultät zu teilen und in der naturwissenschaftlichen Sek-
tion einen besonderen Philosophen anzustellen. Man soll dabei sogar auch an mich
schon gedacht haben. Dies wäre wahrhaft herrlich! Denn in der geographischen
Lage und im geistigen Leben dürfte Prag vieles vor Rostock voraus haben. Aber,
wie gesagt, es handelt sich um ein Gerücht, von dem ich sonst zu niemand gespro-
chen habe (auch nicht zu meiner Frau, um ihr ev. eine Enttäuschung zu ersparen).
Nun habe ich noch etwas, ohne das ich mir einen Brief an Sie überhaupt nicht
vorstellen kann, nämlich Dank, warmen, herzlichen Dank, zu dem Ihre Güte wie-
der einmal reichlichen Anlass gab. Sie waren so freundlich, mich dem Berliner Ta-
geblatt für dessen Almanach zur Abfassung eines Artikels über die Relativitäts-
theorie zu empfehlen. Ich bin natürlich auf die Aufforderung der Redaktion sofort
eingegangen[4]
und habe auf diese Weise durch eine Arbeit von 8 Tagen ein ganz
hübsches Sümmchen verdient, das in Vorkriegszeiten zu einer schönen Ferienreise
für meine ganze Familie gereicht hätte. Ich hoffe nur, da[ss] Sie mit der Darstellung
auch zufrieden sein werden. Das schwierigste war, der Forderung der Kürze zu ge-
nügen und doch leicht verständlich zu bleiben.
Noch einen weiteren herzlichen Dank für Ihrer letzten freundlichen
Brief;[5]
der
mir wieder unendlich wertvoll war! In der Frage der Kausalität des Newtonschen
Raumes hat er mich restlos von Ihrer Ansicht überzeugt, und es kommt mir vor, als
wenn ich wirklich recht dumm gewesen wäre; ich hatte die Angelegenheit nicht
physikalisch genug betrachtet. Aber auch die Anmerkung, die ich im „Raum und
Zeit“ über die Frage gemacht, kann ich nun nicht mehr aufrecht erhalten; sie muss
fort, wenn dem Büchlein noch eine neue Auflage beschieden sein
sollte.[6]
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