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nützlichen Dinge, die Du mir durch Frau Häfliger geschickt hast u. Euch beiden für
den schönen Stich Karl Maria v.
Webers.[2]
Er macht mir große Freude.—
Die Vorträge in der Philharmonie scheinen in eine Hetze gegen Dich, lieber Al-
bert, ausgeartet zu sein. Verschiedene Zeitungen brachten die Notiz, Du würdest
Deine Berliner Tätigkeit aufgeben. Ist das
wahr?[3]
Jedenfalls ist Dir Deine Rück-
sichtnahme auf die ausgepowerten Berliner schlecht vergolten
worden.[4]
Das tut
mir aufrichtig leid.—
Was Du im Großen erlebst, erfuhr ich im Kleinen. Auch ich wurde in den Zei-
tungen angegriffen, angeblich, weil ich kein pädagogisches Talent hätte, zu viel auf
„Putz u. Tand“(!) gebe u. willkürliche Noten ausgeteilt
habe.[5]
In Wirklichkeit,
weil die Ultramontanen einen Luzerner Nichtstudierten in die Sekundar-schule
[hi]neinbringen wollten u. die übrigen Kollegen auf unsere doppelten Einkünfte
neidisch waren u. auf die Anhänglichkeit meiner
Schülerinnen.[6]
Auch nicht er-
freulich! Es ist ein wahres Keßeltreiben gegen mich veranstaltet worden.
Das Geld von der S. A. G. ist erst auf Ende Oktober zu erwarten. Hoffentlich
bringt Dir das keine
Ungelegenheiten.[7]
Unsere Wienerin geht übermorgen wieder heim. Sie hat 6 kg zugenommen. Ein
ganz respektables Resultat. Ich freue mich dann auch wieder mit Pauli alleine zu
sein.[8]
Menschlich stand sie uns ziemlich fern, trotzdem sie auch Jüdin war ist.
Ich werde Frau Häfliger nach Genua begleiten u. freue mich ganz außerordentlich
nach so langer Zeit Italien wiedersehen zu
können.[9]
Frau Häfliger reist Ende Sept.
nach Amerika. Seid Ihr anfangs Okt. noch in
Süddeutschland?[10]
Da könnte ich
eventuell einen Abstecher zu Euch machen, um Euch zu besuchen sehen. Hof-
fentlich hat den Kindern der Aufenthalt an der See gut
getan.[11]
Von Frau Häfliger
hörte ich, daß das arme Margotle wieder so krank
war.[12]
Das arme Kind muß viel
durchmachen, u. ich hatte keine Ahnung davon. Hat sie sich jetzt wieder ganz er-
holt?
Wir verkehren jetzt viel mit Malern. einer davon, Einbeck, ist unserer Ansicht
nach ein ganz
großer.[13]
Er würde Dich auch intereßieren, lieber Albert. Leider ist
der Klavierspieler-Maler, mit dem wir uns sehr befreundet hatten, seit Anfang Juli
in Paris; er kommt wohl nicht
wieder.[14]
Schreibt bald wieder, damit wir nicht ganz außer Kontakt kommen. Alles Liebe
Euch, den Kindern u. Onkel u.
Tante.[15]
Eure
Maja.
ALS. [144 801]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document.
[1]Einstein’s letter probably had commented on the attacks against his relativity theory at the Berlin
Philharmonic Hall on 24 August 1920 (see Doc. 111). See Einstein 1920f [Vol. 7, Doc. 45] for Ein-
stein’s published response of 27 August).
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