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Mangel an Umsicht und Gewissenhaftigkeit vorging, sodass die staatliche Kontrol-
le über das gelieferte Material ziemlich illusorisch & die Thätigkeit des Bureaus
nutzlos
war.[2]
Gute Vorschläge von Seiten Chavans wurden stets in den Papierkorb
spediert und er auf jede Weise chikaniert und kalt gestellt. Über mangelnde Sach-
kenntnis von Chavans Vorgesetzten liegen alle wünschbaren Belege vor, da Chavan
aus Furcht vor Entstellung der Thatsachen alles schriftlich aufbewahrt hat. Gegen
mich als Sachverständigen wird opponiert werden, weil ich persönlicher Beziehun-
gen wegen für nicht objektiv gelten werde. Aber einvernehmen wird man mich
wohl dürfen; ich würde eine Reise in die Schweiz nicht scheuen (von Mitte Juli an,
wo meine Ferien
beginnen).[3]
Ihre leisen Andeutungen, die Sie mir statt etwas ge-
nauerer Mittheilungen machen, machen mich schier grimmig. So zieht man einem
nicht den Speck durchs Maul. Aber ich bitte Sie inständig, Pfingsten zu mir nach
Prag zu kommen und unser Gast zu
sein.[4]
Da hoffe ich Ihnen die Würmer aus der
Nase zu ziehen und Ihnen nebenbei die wunderschöne Stadt zu zeigen, die Stadt
dieser Barbaren. Es ist wirklich eine rückständige Kultur in diesen Leuten. Wahres
wissenschaftliches Interesse habe ich bisher unter den Kollegen nicht entdeckt, nur
einen gewissen Dünkel. Ich schliesse in der Hoffnung, Sie recht bald hier zu sehen!
Herzliche Grüsse von Ihrem
Einstein.
ALS (SzZ, Nachl. H. Zangger, box 1a). [89 525].
[1]Dated on the assumption that it was written before Zangger visited the Einsteins at Pentecost
(4 June 1911) and about a month before Einstein to Lucien Chavan, 5–6 July 1911 (Vol. 5, Doc. 271).
[2]Lucien Chavan (1868–1942) was Einstein’s friend and had been one of his private students in
Bern (see Lucien Chavan to Einstein, 23 June 1908 [Vol. 5, Doc. 107, note 1]). On his harassment by
a section chief in the Swiss Telegraph Administration, see Einstein to Heinrich Zangger, 7 April 1911
(Vol. 5, Doc. 263). Upon Einstein’s request, Zangger interceded on behalf of Chavan with Ludwig
Forrer, Swiss Federal Councillor for Postal Affairs (see Einstein to Lucien Chavan, 5–6 July 1911
[Vol. 5, Doc. 271]).
[3]The summer semester at the German University of Prague, where Einstein was teaching, had
begun on 20 April 1911 and would end on 31 July 1911.
[4]Zangger visited them in Prague shortly before 7 June 1911 (see Einstein to Heinrich Zangger,
7 June 1911 [Vol. 5, Doc. 268]).
Vol. 5, 344. To Heinrich Zangger
Prag, 27. I.
[1912][1]
Lieber Freund!
Es thut mir so leid, dass Sie so viel Unangenehmes erlebt haben. Nun sind Sie
durch den Tod Ihres Schwiegervaters Onkel in unerhöhrter Weise belastet. Und
wie ist das mit Ihrer
Wahl?[2]
Man hat Sie nicht wiedergewählt? Ist das wahr? Es
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