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wenn sie in der sozial relativ gut nivellierten Schweiz aufwachsen, wo in den Schu-
len ohne Nebenabsichten unterrichtet wird.
Ich habe in letzter Zeit wieder unausgesetzt an der Gravitation gearbeitet und bin
nun zu herrlicher Klarheit der Zusammenhänge gelangt. Die Sache ist nun formal
derart zwingend, dass es für einen, der wirklich tief hineinsieht, schwer sein muss,
sich dem Zauber dieses Gebäudes zu entziehen. Wenn alles physikalische Gesche-
hen vollständig von anderem wahrnehmbarem physikalischen Geschehen bedingt
ist, so wird der eingeschlagene Weg zur Notwendigkeit.
[6]
Die philosophischen Zitate, welche Sie mir haben zukommen lassen, schmecken
nicht nach mehr. Diese Kerle haben für die Enge des Bereiches der Begriffe, mit
denen sie fuhrwerkeln, nicht das geringste Gefühl. Wenn ich einmal zu Ihnen kom-
me, nehmen wir eine solche Sache vor, um sie zu zergliedern; es würde mir sehr
interessant sein, so was mit Ihnen zu erleben, aber nicht den schwabbeligen
Bergson.[7]
Die Grösse der Stadt bringt es mit sich, dass man hier höchst interessante Men-
schen kennen
lernt.[8]
Es ist ein Vorteil dass so manche Anlage dadurch potenziert
wird, dass jeder die Verhältnisse und Menschen, die auf ihn wirken, sich auswählen
kann.
Seien Sie umarmt von Ihrem alten Freund
Einstein.
Schreiben Sie mir doch bald wieder aber ruhig und gemütlich wie ein Mensch von
vorgestern und mit deutlicher Schrift. Sie kennen mich ja als Nichtmediziner.
Ich lebe sehr behaglich ganz allein in einer kleinen bequemen
Wohnung;[9]
die
Hausmeisterin räumt auf. Sobald bessere Zeiten kommen, müssen Sie bei mir ein-
kehren in meiner Klause.
ALS (SzZ, Nachl. H. Zangger, box 1c). [86 528].
[1]Dated by Einstein’s references to his new apartment into which he moved at the end of Decem-
ber (see Einstein to Hans Albert Einstein, 25 January 1915 [Vol. 8, Doc. 48], note 7), to his work on
gravitation, and to his breakup with Mileva Einstein-Maric;.
[2]Erwin Planck (1893–1945) had been taken prisoner of war in France in September 1914.
[3]For Einstein’s public and private stances in opposition to World War I, see note 7 in the next doc-
ument.
[4]International organization was one of the main ideals of the pacifist movement in this era (see
Fried 1912).
[5]Einstein and his wife, Mileva Einstein-Maric,; had been separated since the end of July 1914,
when she and their two sons moved back to Zurich, while Einstein stayed in Berlin (see Vol. 8,
Doc. 34a, note 5, in the present volume).
[6]A reference to his new formal derivation of the gravitational field equations in Einstein 1914o
(Vol. 6, Doc. 9) and to his so-called hole argument against the physical admissibility of generally
covariant equations. For further discussion, see Vol. 4, the editorial note, “Einstein on Gravitation and
Relativity: The Collaboration with Marcel Grossmann,” pp. 297–298.
[7]Henri Bergson (1859–1941) was Professor of Modern Philosophy at the Collège de France.
[8]On Einstein’s recent move to Berlin, see also the preceding document.
[9]In Wittelsbacherstrasse 13.
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