564 DOC. 60
CONSTITUTION
OF RADIATION
482
Uber
die
Entwickelung
unserer
Anschauungen
über das Wesen und die
Konstitution der
Strahlung;
von
A.
Einstein.
(Vorgetragen
in der
Sitzung
der
physikalischen Abteilung
der
81. Versammlung
[1]
Deutscher Naturforscher und Ärzte
zu
Salzburg
am
21. September
1909.)
(Vgl.
oben
S.417.)
Als
man
erkannt
hatte,
daß das Licht die
Erscheinungen
der Interferenz und
Beugung
zeige,
da erschien
es
kaum mehr
bezweifelbar,
daß das Licht
als eine
Wellenbewegung
aufzufassen
sei.
Da das Licht sich auch durch das Vakuum
fortzupflanzen
vermag, so
mußte
man
sich
vorstellen,
daß auch in diesem
eine
Art besonderer Materie vorhanden
sei,
welche die
Fortpflanzung
der Lichtwellen vermittelt.
Für
die
Auffassung
der
Gesetze der
Ausbreitung
des Lichtes in
ponderabeln Körpern
war es nötig,
anzunehmen,
daß
jene
Materie,
welche
man
Lichtäther
nannte,
auch in diesen vorhanden
sei,
und daß
es
auch
im
Innern der
ponderabeln Körper
im
wesentlichen der Lichtäther
sei,
welcher
die
Ausbreitung
des Lichtes vermittelt.
Die
Existenz
jenes
Licht-
äthers schien unbezweifelbar. In dem
1902
erschienenen
ersten
Bande des vortrefflichen Lehrbuches der
Physik
von
Chwolson
findet sich in der
Einleitung
über den Äther der Satz:
"Die
Wahrscheinlichkeit
der
Hypothese
von
der Existenz dieses einen
[2] Agens
grenzt
außerordentlich nahe
an
Gewißheit."
Heute aber müssen wir
wohl
die
Ätherhypothese
als einen
überwundenen
Standpunkt
ansehen. Es ist
sogar unleugbar,
daß
es
eine
ausgedehnte Gruppe
von
die
Strahlung
betreffenden
Tat-
sachen
gibt,
welche
zeigen,
daß dem Lichte
gewisse
fundamentale
Eigenschaften
zukommen,
die sich weit eher
vom
Standpunkte
der Newtonschen
Emissionstheorie des Lichtes als
vom
Stand-
punkte
der Undulationstheorie
begreifen
lassen. Deshalb
ist
es
meine
Meinung,
daß die nächste Phase der
Entwickelung
der
[3]
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