442
DOC.
18
DISCUSSION OF DOC.
17
Sitzung vom
16.
Januar
1911. III
es,
Uhren miteinander
zu
vergleichen und das
ermöglicht
dann
auch,
die
Frage
zu
entscheiden:
Wie
gehen Uhren,
von
denen eine im
ruhenden,
eine andere im
bewegten
System
sich
befindet? Da
ergeben ganz stringente
Überlegungen,
dass diese
Uhren
nicht
synchron
gehen.
Es
zeigt sich,
dass
der
Zeitbegriff
als etwas Absolutes im alten
Sinne
nicht festzuhalten
ist,
sondern dass
das,
was
wir als Zeit
bezeichnen,
von Bewegungszuständen
abhängig
ist.
Etwas
ähnliches
ergibt
sich für die räumlichen
Koordinaten,
durch
welche
wir
räumliche
Beziehungen
darzustellen
pflegen.
Dieselben
erweisen
sich als
abhängig
vom
Bewegungszustand.
Das
scheint
auch
revolutionären
Charakter
zu
haben,
insofern als wir unter
Länge
etwas
Absolutes, d. h.
etwas,
was
nicht
von
Geschwindigkeit
abhängig ist,
uns
vorstellten. Wenn
wir
genauer
zusehen,
so
ist
es
mit dieser
Fixheit
und
besonderen
Be-
stimmtheit
von
räumlichen
Koordinaten
auch
nicht
so
einfach beschaffen.
Ich
möchte
sagen,
dass
uns
das
Relativitätsprinzip
nur
eine
Klärung
bringt
und nicht
irgend
etwas,
was
prinzipiell
neu
wäre.
Nun
hat
Herr
Einstein
gezeigt,
dass
bei
der Annahme der Konstanz der
Lichtgeschwindig-
keit
und
des
Relativitätsprinzios
zwischen
den
Koordinaten
Raum und
Zeit
relativ
zu
einander
bewegter Systeme
gewisse
einfache
Beziehungen
existieren. Führen wir in die mathematischen
Ausdrücke
der
Gesetze,
welche
in
bezug
auf ein
Koordinatensystem k gelten,
die
Raum-
und
Zeit-Koordinaten
eines anderen
Bezugssystems
k'
ein,
welche mit
denjenigen
des
Systems k
durch
der Relativitätstheorie
eigentümliche
einfache
Gleichungen
verknüpft
sind,
so
muss
man
zu
Gesetzen
von
derselben Form
gelangen.
Diese Eigenschaft ist
es,
welche dem
Relativitätsprinzip
bei den
Mathematikern
namentlich
zum
Kredit
verholfen
hat.
Sie
haben erkannt, dass in dieser
Invariabilität
für diese
Systeme
eine ihnen bekannte Sache steckt, ein spezieller Fall
von
Invarianz,
wie sie sie bei
projektiven
geometrischen
Gebilden
gelegentlich
zu
be-
trachten haben. Die Bemerkung,
dass etwas,
was
mathematisch formuliert
und bekannt
war,
in
der
Realität
bereits
Applikation
findet,
hat dem
Relativitätsprinzip
zum
Kredit verholfen.
Was den
Physiker anbetrifft,
so
pflegt
er
sich bei der Diskussion über
die Zulässigkeit
eines
derartigen Prinzipes
eben
an
mehr
physikalische
Argumente
zu
halten.
Die Konsequenz
aus
dem
Relativitätsprinzip,
dass
Bewegung
Formveränderung
zur
Folge
hat,
ist
für
uns
viel
wichtiger.
Diese Konsequenz ergibt
m.
a.
W.
das Resultat, dass
es
keine starren
Körper
im
gewöhnlichen
Sinne
gibt.
Ein
Körper,
der sich
in einer
gewissen
Richtung bewegt,
wird
abgeplattet,
er
wird
zum
Ellipsoid
in der Be-
wegungsrichtung.
Es
gibt
also
keine festen
Körper,
weil sich alle
Körper
in
Bewegung
befinden. Das ist
etwas,
was
der naiven
Auffassung
wider-
spricht,
und das
ist
es
auch, was
viele Physiker stört,
annehmen
zu
sollen,
dass
es
starre Körper
nicht
gibt.
Ich
denke
aber,
dass das nicht
so
aufzu-
fassen
ist,
dass ein
Körper
nach
allen
möglichen
Richtungen
von
der
Starrheit
abweichen
müsse,
weil
Bewegungen
nach allen
möglichen
Richtungen
stattfinden,
sondern dass die
Invarianz
nur
für die
Betrachtung
einer
gewissen
Bewegungsrichtung gilt.
Es wird Sache der Mathematiker
sein,
die Bedingungen
des
Starrseins in diesen Systemen
genauer
zu
formulieren.
Im
übrigen
ist
es
schwierig
zu
entscheiden,
ob das Relativitätsprinzip
in allen Konsequenzen
mit den Erfahrungen
übereinstimmt,
weil eben die
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