DOC. 23 MAX PLANCK
AS SCIENTIST
563
Heft
45.
7.
11. 1913]
v.
Rohr: Die modernen Brillenglaser
und
ihre
Stellung in
der
technischen
Optik. 1079
seits
hat sich
gezeigt,
daB
sich
das
Abfallen der
spezifischen
Wärme fester
Körper
bei
tiefen
Temperaturen
darauf zurückführen läßt, daß im
Widerspruch
mit der statistischen Mechanik
die
thermische Energie
jedes
Gebildes
so von
der
Tem-
peratur
abhängt wie diejenige des
in Plancks Theo-
rie
auftretenden Resonators.
Ein
drittes Gebiet
endlich,
auf
dem sich
Planck
große
Verdienste erworben
hat,
ist
das
der
Rela-
tivitätstheorie. Der Entschiedenheit und
Wärme,
mit der
er
für
diese
Theorie
eingetreten
ist,
ist
wohl
zum
großen
Teil
die Beachtung
zuzuschreiben,
die diese
Theorie
bei den Fachgenossen
so
schnell
gefunden
hat. Planck hat als
erster die
Gleichun-
gen
der
Bewegung des
materiellen Punktes nach
[28]
der
Relativitätstheorie aufgestellt.
Er
zeigte
fer-
ner,
daß dem
Prinzip
der kleinsten
Wirkung
in
dieser Theorie eine
ebenso
fundamentale
Bedeu-
tung zukomme
wie
in
der klassischen
Mechanik.
Auch entwickelte
er
in einer
Untersuchung
über
die Dynamik
der
Systeme den wichtigen
Zusam-
menhang, welcher nach der Relativitätstheorie die
[30] Energie
und
die träge Masse verknüpft.
Endlich erinnern
wir
uns an
die größeren
Werke
Plancks,
seine Bücher über
die
Thermody-
namik und
Wärmestrahlung, die
zu
den
Meister-
werken der
physikalischen
Literatur
gehören.
In
diesen Werken, die
in der Bibliothek keines
Phy-
sikers fehlen, hat Planck
die wichtigeren Ergeb-
nisse
seiner
Forschungen größtenteils vereinigt
und
den Fachgenossen
leicht
zugänglich gemacht.
Das
Vergnügen,
mit
dem
jeder
diese
Bücher
immer wie-
der
zur
Hand
nimmt,
ist nicht
zum
wenigsten
auf
den schlichten,
echt künstlerischen Stil zurückzufüh-
ren,
der allen Werken Plancks
eigen
ist;
man
hat
überhaupt beim
Studium Planckscher Arbeiten
den
Eindruck, daß
das künstlerische Bedürfnis eine der
mächtigsten
Triebfedern seines Schaffens
bildet.
Wohl
nicht
umsonst
erzählt
man
sich, daß
Planck
noch
nach
Absolvierung des Gymnasiums zweifelte,
ob
er
sich
dem
Studium der
Mathematik
und
Phy-
sik oder dem
der Musik zuwenden
sollte.
Möge
es
dem rastlosen
Streben
dieses Mannes
nach
Erkenntnis beschieden
sein,
der Wissenschaft
auch
in Zukunft wertvolle Dienste
zu
leisten, ins-
besondere
zur
Lösung
der
Schwierigkeiten
erfolg-
reich
beizutragen,
denen wir
uns
durch
die schön-
sten Ergebnisse
seiner
eigenen Forschungen
heute
gegenübergestellt
sehen.
Die modernen
Brillengläser und ihre
Stellung
in
der technischen
Optik.
Von Prof.
Dr.
M.
von
Rohr,
Jena.
(Schluß.)
Die Korrektion
astigmatischer Augen.
Indessen
kann
man
bei
diesen
Spezialaufgaben,
so
interessant
sie
sein
mögen,
nicht dauernd
verweilen,
sondern
muß
zu
der
großen Aufgabe zurückgehen, die
darin
besteht, das
von
Natur
(oder
infolge
einer
Opera-
tion) astigmatische
Auge
beim Blicken
zu
unter-
stützen.
Bei
einem solchen
Auge kommt also nicht
einmal
in
der
Netzhautgrube
ein punktuelles
Bild
zustande,
sondern
auch
der ferne
Achsenpunkt
wird
nur
durch
zwei
Brennlinien
vertreten. Man
kann
sich den
Zustand der
Strahlenvereinigung in einem
solchen
astigmatischen Auge etwa
an
dem
Bilde
des
Strahlenbüschels
vorstellen, das
eine Kombination
gekreuzter
sammelnder
Zylinderlinsen
verläßt. Die
beiden Hauptschnitte
sollen
als
1
und
2
bezeichnet
werden.
Die
Grenzen
des
natürlichen
Astigmatismus
Fig.
16.
Eine schematisch
überhöhte
Darstellung
eines
zweifach
symmetrischen astigmatischen
Strahlenbüschels.
kann
man
auf
etwa
4
dptr ansetzen,
wenn man nur
die
häufigeren
Fälle
berücksichtigt;
nach Star-
operationen treten
bisweilen
noch
merklich höhere
Grade auf.
Die
Korrektion eines
astigmatischen Auges
für
den
fernen Punkt
macht
keine
großen
Schwierig-
keiten. Man
muß allerdings
beachten,
daß
das
System des astigmatischen Auges entlang
der
Ge-
sichtslinie
nur zweifach
symmetrisch
ist,
und
daß
das
korrigierende Brillenglas
-
wie
es
sich
von
selbst
ergibt
-
ebenfalls
nur
zwei Symmetrieebenen
hat. Man bezeichnet in einem
solchen System als
Linsenachse
die Schnittlinie
jener
beiden einander
senkrecht
durchdringenden Symmetrieebenen; unter
der
Annahme, daß die Achse des korrigierenden
Sy-
stems mit
der
Gesichtslinie zusammenfalle,
kann
man
dann leicht,
sei
es
durch die
Verwendung
~..
~.t.
/ .
I
-
I
N
N
11
Fig.
17.
Eine wurstformige
torische
Flache.
Oben: ein Schnitt durch die Eine
perspektivische
Darstel-
Rotationsachse.
lung plano-torischer
Linsen
Unten: ein Schnitt
senkrecht
von
positiver
und
negativer
zur
Rotationsachse.
Wirkung.
zweier
Zylinderlinsen, sei
es
durch die
Verbindung
einer
gewissen sphärischen
und einer
Zylinderlinse,
den unendlich fernen
Achsenpunkt
derart mit
Astigmatismus behaftet im Augenraum
wieder-
geben,
daß
das
astigmatische Augensystem
diesen
Astigmatismus
gerade
aufhebt,
und daß
also
auf der
Netzhautgrube
eine
punktuelle Abbildung
zustande
kommt.
Diese
Methode der Korrektion ist
etwa
seit
dem Beginn
der
sechziger
Jahre
des
vorigen
Jahr–
[27]
[29]
[31]
Previous Page Next Page