DOCUMENT 161 MAY 1909 189 kommen.[7] Meine Besoldung ist ungefähr wie auf dem Amte.[8] Man wollte ursprünglich beträchtlich weniger geben, aber ich habe für diesen Fall abge- wunken. Ich freue mich sehr, dass sich Wien als ein rechter Kerl zeigte.[9] Es be- elendet mich immer, wenn eine feine Intelligenz nicht mit einem guten Cha- rakter gepaart ist. Zu Pfingsten nach Heidelberg zu kommen,[10] das kann ich meiner Frau nicht anthun. Sie hat sowieso recht wenig von mir. Nach Zürich gehe ich anfangs Oktober. Es würde mich sehr freuen, wenn wir uns wieder treffen könnten. Abwr das müsste in Zürich oder Bern sein. Denn Ferien werde ich keine oder fast keine haben. Die Geschichte mit Hertz finde ich reizend.[11] Ein lieber, armer Junge, lei- der akademisch verseucht. Was ist jeder ordentliche Handwerker für ein prächtiger Kerl gegenüber so einem armen Teufel, dem mit Autoritäten die letzte Spur von Selbstgefühl ausgetrieben worden ist! Was Sie über die rei- chen deutschen Juden sagen, ist ebenso komisch wie richtig.[12] Warum sind die Kerle, die sich doch sehr gut privatim durchzuschlagen verstehen, so auf Staatsstellen erpicht? Warum schweifwedeln sie so demütig vor dem Staate? Warum zieht sich so ein Kerl wie Abraham nicht stolz zurück?[13] Für den Säckel des Staates ist dies alles recht vorteilhaft. Auch lässt sich mit Hunden besser wirtschaften als mit Wölfen. Von der experim. Relativitätsarbeit, die in Berlin gemacht wurde, hat mir Planck bereits berichtet.[14] Den eigentümlichen Nachtrag zu meiner letzten Arbeit habe ich auf seinen Wunsch zugefügt.[15] Mit H. A. Lorentz habe ich gegenwärtig eine überaus interessante Korre- spondenz über das Strahlungsproblem.[16] Ich bewundere diesen Mann wie keinen andern, ich möchte sagen, ich liebe ihn. Mit den Lichtquanten geht es nur langsam vorwärts. Ich glaube auf dem rechten Weg zu sein. Lineare Differentialgleichungen mit Singularitäten.[17] Weit bin ich aber noch nicht.[18] -Die Geschichte mit meinem Maschinchen hat sich nun abermals verzö- gert,[19] weil die Welle zu dünn ist etc. TTrL (SzZE Bibliothek, Hs. 304:56). [15 480]. Transcribed by the recipient. Spelling errors in the transcribed version are reproduced. [1]Date provided by the recipient. [2]Einstein had been appointed Extraordinary Professor of Theoretical Physics at the Uni- versity of Zurich on 7 May (see Doc. 154, note 2). [3]Matthias Cantor. [4]Alfred Kleiner and Heinrich Burkhardt. [5]Probably in summer semester 1908, when Kleiner visited Einstein, the "fledgling" ("neu- gebackenen") Privatdozent (see Einstein to Michele Besso, 6 March 1952, SzGB). Einstein was giving a course at the time in the molecular theory of heat at the University of Bern (see
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