316 DOCUMENT 280 AUGUST 1911 In meiner Theorie beruht die Verschiebung nach Rot auf der Vorausset- zung, dass der Brechungsindex n0, den die Sonnenatmosphäre an der Stelle einer bestimmten Absorptionslinie des Spectrums besitzen würde wenn die betreffende Linie nicht da wäre, grösser sei als 1 dann ist der mittlere abso- lute Wert von n - 1 auf der roten Seite der Linie grösser als auf der violetten Seite.[3] Wenn nun-wie ich meine-die Breite einer Fraunhoferschen Linie hauptsächlich durch anomale Diffusion (und Refraktion) bestimmt wird, so kann man bloss aussagen, dass die Verschiebung immer nur ein Bruchteil von der Breite (z.B. Vio oder V20.) sein kann. Und das scheint mit den Beobach- tungsresultaten in guter Uebereinstimmung zu sein, denn nach Adams, Fabry und Buisson und andern sind die Verschiebungen sehr verschieden gross, und von der Grössenordnung 0,005 Ä, während die Breite der Linien mittlerer Stärke zwischen 0,07 und 0,16 Ä variiert.[4] Es fragt sich aber noch, ob in der Tat die Breite der Fr. Linien wesentlich auf anomaler dispersion beruhen kann. Ich habe nun die Hypothese aufge- stellt, dass die wirklichen Absorptionsgebiete streng begrenzt sind dann rei- chen die Diffusionsgebiete im Spektrum darüber hinaus.[5] Dass ferner in der Sonnenatmosphäre die molekulare Zerstreuung und die Zerstreuung durch unregelmässige Refraktion eine merkliche Schwächung des Lichtes hervorgeht, ist doch mindestens wahrscheinlich, indem sogar in der relativ dünnen Erdatmosphäre solche Einflüsse zur Geltung kommen. In solcher Weise etwa scheint mir meine Anschauung begründet. Bestimmte Zahlen kann man freilich für die Grösse der Diffusion in der Sonnenatmo- sphäre noch nicht geben aber die Folgerungen aus der Hypothese stimmen qualitativ in fast allen Einzelheiten mit den Beobachtungen. Die Astrophysiker "glauben" nicht an einen grossen Einfluss der anomalen Dispersion auf die Erscheinungen oder fürchten sich vielleicht vor einem sol- chen[6] Damit kommt man jedoch nicht weiter. Tüchtige Einwände, die nicht auf Missverständniss beruhen, sind mir noch nicht begegnet.[7] Falls die Sa- che Sie interessiert, so wäre ich Ihnen zu allergrösstem Danke verbunden, wenn Sie mir gelegentlich auf schwache Stellen in meiner Beweisführung aufmerksam machen wollten. Deshalb erlaube ich mir, Ihnen einige Separat- abdrucke zu schicken. ADft (NeUU, Archief W. H. Julius I, 8). [75 063]. [1]The letter is Doc. 278 the proofs are for Einstein 1911h (Vol. 3, Doc. 23). [2]Under discussion is the possibility of Einstein's appointment at the University of Utrecht (see Doc. 277). [3]See Doc. 278, note 4 for more on Julius's theory see in particular Julius 1912, pp. 840- 841, for details on his assumption concerning the index of refraction.
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