354 DOCUMENT 310 NOVEMBER 1911 [2]Zangger was considering taking a position in Paris (see Doc. 263). Einstein's confi- dence in the positive outcome of further deliberations on his call to Zurich (see the preceding document) led him to decide that Zangger's presence in Zurich was not needed before the Swiss School Council convened on the matter twelve days later (see Doc. 317). 310. From Willem Julius [Utrecht,] 20 Nov. '11 Hoch geehrter Herr Kollege, Ich brauche Ihnen wohl kaum zu sagen dass wir alle Ihren Entschluss sehr bedauern, um so mehr weil er schon gefasst war ehe der Ruf nach Zürich sie erreichte.[1] Denn Ihre Skrupel mit Bezug auf die Stellung von Lorentz zu dem Problem beruhten auf einem Missverständnis[2]-wie Ihnen jetzt aus ei- nem Schreiben von Lorentz wohl bereits klar geworden sein muss. Und die anderen drei von Ihnen angeführten Gründe waren zeitlicher Natur. Freilich ist "Zeit" ein relativer Begriff: der ruhende Beobachter und der mit grosser Geschwindigkeit vorüberfahrende urteilen über Zeitdauer verschiedentlich. Wie dem aber auch sei, die Ernennung in Zürich hat die definitive Lösung ge- bracht, und in uneigennütziger Weise will ich mich mit Ihnen über dieses Re- sultat freuen. Für mich persönlich hat das ganze Ereignis den Reiz, dass es mich mit Ih- nen in freundschaftliche Verbindung gesetzt hat ich kann nur hoffen dass dieses Verhältnis fortdauern wird. An Debye werde ich bald vertraulich schreiben [3] zu einer offiziellen An- frage wird es noch nicht so schnell kommen, weil kräftige Einflüsse von streng katholischer Seite im Interesse von Keesom sich geltend machen.[4] Dass Keesom streng katholisch ist, darf uns natürlich nicht davon zurückhal- ten, ihn an erster Stelle anzutragen wenn er aus wissenschaftlichen Gesichts- punkte als Erster in Betracht kommt, es darf aber ebensowenig als Empfeh- lungsgrund in Rechnung gesetzt werden. Deshalb wäre ich Ihnen zu grossem Danke verbunden wenn Sie mir Ihre Meinung über die Leistungen und die Begabung von Debye schriftlich geben wollten, in möglichst unparteiischer Vergleichung mit dem was Ihnen von Keesom bekannt ist. Die wohlbegründeten Urteile anerkannter Vertreter der mathematischen Physik und Mechanik werden für unsere Fakultät sehr wert- volle Dokumente sein. Kenntnis, Lehrbegabung, Originalität, Produktivität, muss alles mit in Betracht gezogen werden. Leider war ich in der letzten Zeit so sehr mit andern Sachen beschäftigt, dass ich Ihnen jetzt einen Brief an Adams noch nicht vorlegen kann.[5] Ich
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