DOCUMENT 327 DECEMBER 1911 373 zug auf ihre Bedeutung gegen einander abzuwägen.[1] Nur die Thatsache, dass eine solche Abwägung in diesem Moment notwendig ist, gibt mir den Mut, mich daran zu beteiligen. Ich habe mich also so gut als möglich mit den be- treffenden Autoren beschäftigt und fasse meine Eindrücke zusammen. Ornstein ist sicher ein scharfsinniger Theoretiker aber seine Leistungen können mit denen von van Laar, Keesom und Debye[2] einen Vergleich nicht aushalten. Van Laar beherrscht die Gibbs-Planck'schen thermodynamischen Theorien vorzüglich und ist unbedingt ideenreich. Aber die physikalischen Früchte sei- ner vielen Denkarbeit sind eigentlich doch ziemlich mager. Es fehlt ihm nach meiner Meinung der unmittelbare Blick für das Reale er sieht absolut nur durch die Brille der klassischen Thermodynamik. Auch ist seine Art und Wei- se zu argumentieren nicht immer einwandfrei. Hiezu ein Beispiel aus dem verhältnismässig Wenigen seiner Schriften, das ich genau nachgeprüft habe. In seiner Arbeit "Uber die genauen Formeln für den osmot. Druck . . . ." (Zeitschr. für phys. Chemie 15 S. 464[3] leitet er für den osmotischen Druck % die Gleichung ab TU = -,(f- logC1) (1) va R Gaskonst x abs. Temperatur va' Vol. eines Mols des Lösungsmittels f eine Funkt., die bei geringen Konzentr. der gelösten Stoffe verschwin- det c1 Konzentr. des Lösungsmittels in d. Lösung Er leitet daraus ab: bei verdünnten Lösungen Rx 71 = ,lgC1 (2) bei sehr verdünnten (daraus durch Entwickeln und Vernachlässigung von Gliedern zweiter Ordnung gefunden)[4] Rx Vc2 ... (3) (c2 etc. Mol. Konzentrationen der gelösten Stoffe) Es wird dabei der Formel (2) grössere Genauigkeit zugeschrieben als der Formel (3). Dies ist aber nicht gerechtfertigt, weil eine Vernachlässigung von f eben auch nur bei "sehr verdünnten" Lösungen zulässig sein dürfte, d.h. bei solchen, in welchen die höheren als 1. Potenzen der Konzentrationen der ge- lösten Stoffe zu vernachlässigen sind. Solange man also f nicht bestimmt,
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