DOCUMENT 363 FEBRUARY 1912 417 nach Kräften. Außerdem haben wir einen großen Luftstromkanal zum Aus- probieren von Flächen, Propellern etc. Ein ganz interessantes Projekt haben wir nun ausgedacht: Wir wollen an Strömungen Schwankungsmessungen im Meyerschen Sinn vornehmen,[3] u. so über die Struktur des hydrodyn. Feldes Auskunft erhalten die Messungen sind nicht schwer, aber etwas daraus zu schließen, ist schon heikel. Mit Meyer bin ich viel zusammen er ist ein sehr feiner Kopf, weiß Probleme aufzurollen u. interessante Experimente auszu- denken. Gegenwärtig schlage ich mich mit einem Blättchen von Ihnen herum, wo Sie eine Theorie der Schwankungen am Instrument entwickeln. Ich möch- te das gerne ausführlich machen, im Hinblick auf die Diskussion Meyer- Campbell.[4] In des letzteren Rechnung habe ich einen schweren Fehler ge- funden. Daß Meyer nach Tübingen geht,[5] wissen Sie wohl schon. Mir thut es sehr leid, denn physikalisch wird dann nicht mehr viel los sein. Reißner[6] hat zwar sehr viel Interesse u. ist ein scharfer u. kritischer Kopf ich glaube, ein Mensch nach Ihrem Geschmack, ganz selbständig bis zur Verbissenheit in die einmal gefaßten Ideen, und auf der Höhe in den modernen Gedanken. Stark[7] dagegen ist vollkommen übergeschnappt, krakehlt mit jedem Menschen u. hat neulich gar noch Meyer hinausgeschmissen, bloß aus dem Grunde, weil Meyer einen ihm mündlich von Stark mitgeteilten Unsinn nur in einer Arbeit, nicht in zweien erwähnt hat.[8] Uber das liebe h denke ich noch manchmal nach u. glaube an Zeitatome aber was recht Gescheites ist mir noch nicht eingefallen. Hoffentlich ist es Ih- nen darin besser ergangen u. Sie sehen vielleicht wieder einen Hoffnungs- strahl. Ich bin gespannt auf das Erscheinen der Brüsseler Verhandlungen.[9] Haber macht ja mit dem h die erstaunlichsten Kunststückchen.[10] Haben Sie gelesen, daß Hondros ordentlicher Professor der Physik in Athen geworden ist?[11] Ich hoffe, Sie befinden sich alle wohl u. munter u. freuen sich auf Zürich. Allen, die noch an mich denken, herzlichste Grüße! Ihr L. Hopf ALS. [13 284]. [1]Einstein was formally appointed to the ETH on 31 January (see Doc. 355). [2]Theodor von Kärmän (1881-1963) was Privatdozent and Assistent in mechanics at the University of Göttingen. See Kärmän and Rubach 1912 for the work Hopf refers to. [3]See Docs. 178, 182, and 188 for a discussion of Edgar Meyer's earlier work on fluctua- tions in ionization currents. [4]See Doc. 188, note 4, for more on the discussion between Meyer and Norman Campbell. [5]Meyer assumed a position as Extraordinary Professor of Theoretical Physics at the Uni- versity of Tübingen in summer semester 1912 (see his curriculum vitae, Dozentenalbum III, SzZU, AA 65:1).