472 DOCUMENT 400 MAY 1912 Vortrag sowie im Gespräch klar und lebendig darzustellen davon haben sich die Mitglieder der Kommission persönlich überzeugen können, als Ehrenfest vor einiger Zeit sich vorübergehend in Prag aufhielt.-[10] Philipp Frank. Er ist 1884 zu Wien geboren und studierte ebenfalls in Wien und Göttingen. Er wurde 1906 in Wien promoviert und liest seit zwei Jahren als Privatdozent mit bestem Erfolge an der Wiener Universität. Die Fülle tüchtiger wissenschaftlicher Arbeit, die der erst 28jährige Mann bereits ge- leistet hat, ist zu bewundern. Er vereinigt eine seltene Beherrschung der ma- thematischen Hilfsmittel mit gutem Verständnis für die Probleme der Physik. Franks wichtigste Arbeiten physikalischen Inhaltes befassen sich mit der Relativitätstheorie. In einer 1908 verfassten Arbeit zeigte er, wie man in ein- facher Weise, von der Lorentz'schen Elektronentheorie ausgehend, zu Min- kowskis Gleichungen der Elektrodynamik bewegter Körper gelangen kann.[11] In zwei 1908 und 1909 erschienenen Arbeiten werden die Raum- Zeit-Transformation der klassischen Mechanik einerseits, diejenige der Rela- tivitätstheorie andererseits an die Spitze gestellt, und es wird gezeigt, wie er- stere zur klassischen Mechanik und zur Hertz'schen Elektrodynamik bewegter Körper, letztere zu den entsprechenden Gleichungen der Relativi- tätstheorie hinführen.[12] Eine andere Untersuchung von ebenfalls wesentlich systematischer Bedeutung ist die im Jahre 1911 zusammen mit H. Rothe pu- blizierte, betitelt "Ueber die Transformation der Raum-Zeit-Koordinaten von ruhenden auf bewegte Systeme."[13] Es wird in dieser Arbeit gezeigt, dass es nur drei Arten von Transformationen gibt, deren Gesamtheit eine eingliedri- ge, lineare, homogene Gruppe bildet. Eine dieser Transformationsgruppen ist die der klassischen Mechanik, eine andere die der Lorentz-Transformationen. Es sei nur kurz erwähnt, dass Frank einige originelle Aufsätze erkenntnis- theoretischen Inhaltes geschrieben hat (Kausalgesetz und Erfahrung. Mecha- nismus oder Vitalismus?),[14] die von der Vielseitigkeit des Verfassers Zeug- nis geben, sowie von seinem Bestreben, sich mit den allgemeinen Problemen des Wissens auseinanderzusetzen. Auch einige Arbeiten rein mathematischen Inhaltes sind zu erwähnen,[15] sowie einige Arbeiten aus dem Gebiete der ana- lytischen Mechanik,[16] die wohl mehr mathematisches als physikalisches In- teresse besitzen. Auf zwei Arbeiten, die beide unter der Presse sind, sei aber noch besonders hingewiesen, weil sie gleichzeitig sachlich interesssant und von grosser Eleganz der Durchführung sind. Die eine ist betitelt "Zur Ableitung der Planck'schen Strahlungsformel"[17] und enthält den Nachweis, dass das von Planck in seinen letzten Arbeiten eingeführte System von elektromagneti- schen Resonatoren eine Art kanonischer Gesamtheit im Gibbs'schen Sinn bil-
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