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DOC.
30
FOUNDATION
OF GENERAL RELATIVITY
Die
Grundlage
der
allgemeinen
Relativitätstheorie.
771
§
2.
Über
die Grunde, welche eine
Erweiterung
des Relativitäts-
postulates nahelegen.
Der
klassischen Mechanik
und nicht
minder der
speziellen
Relativitätstheorie haftet
ein
erkenntnistheoretischer
Mangel
an,
der
vielleicht
zum
ersten Male
von
E. Mach
klar hervor-
[7]
gehoben
wurde. Wir
erläutern ihn
am
folgenden
Beispiel.
Zwei
flüssige Körper von
gleicher
Größe und Art schweben
frei im
Raume in
so großer
Entfernung
voneinander
(und von
allen
übrigen Massen),
daß
nur diejenigen
Gravitationskräfte
berücksichtigt
werden
müssen,
welche die Teile
eines
dieser
Körper
aufeinander
ausüben. Die
Entfernung
der
Körper
voneinander
sei
unveränderlich.
Relative
Bewegungen
der
Teile eines
der
Körper
gegeneinander
sollen
nicht auftreten.
Aber
jede
Masse soll
-
von
einem
relativ
zu
der anderen
Masse
ruhenden
Beobachter
aus
beurteilt
-
um
die
Verbindungslinie
der
Massen
mit
konstanter
Winkelgeschwindigkeit
rotieren
(es
ist
dies
eine
konstatierbare
Relativbewegung
beider
Massen).
Nun denken wir
uns
die Oberflächen beider
Körper
(S1
und
S2)
mit
Hilfe
(relativ ruhender)
Maßstäbe
ausgemessen;
es
ergebe
sich,
daß die Oberfläche
von
S1
eine
Kugel,
die
von
S2
ein
Rotationsellipsoid
sei.
Wir
fragen
nun:
Aus welchem Grunde
verhalten
sich die
Körper
S1
und
S2
Verschieden? Eine
Antwort auf diese
Frage
kann
nur
dann
als
erkenntnistheoretisch
befriedigend1)
an-
erkannt
werden,
wenn
die als Grund
angegebene
Sache eine
beobachtbare
Erfahrungstatsache
ist;
denn
das
Kausalitäts-
gesetz
hat
nur
dann
den
Sinn einer
Aussage
über die Er-
fahrungswelt,
wenn
als
Ursachen und
Wirkungen
letzten
Endes
nur
beobachtbare
Tatsachen
auftreten.
Die
Newtonsche
Mechanik
gibt
auf diese
Frage
keine
befriedigende
Antwort.
Sie sagt
nämlich
folgendes.
Die
Ge-
setze der Mechanik
gelten
wohl
für
einen
Raum
R1,
gegen
welchen
der
Körper
S1
in Ruhe
ist,
nicht
aber
gegenüber
einem
Raume
R2, gegen
welchen
S2
in
Ruhe
ist.
Der
berechtigte
Galileische Raum
R1,
der hierbei
eingeführt
wird,
ist
aber
eine
bloß
fingierte Ursache,
keine beobachtbare Sache. Es
ist
also klar,
daß
die
Newtonsche
Mechanik der
Forderung
1)
Eine
derartige
erkenntnistheoretisch
befriedigende
Antwort kann
natürlich
immer noch
physikalisch
unzutreffend
sein,
falls
sie
mit anderen
Erfahrungen
im
Widerspruch
ist.
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