DOC.
46
REVIEW
OF
HELMHOLTZ
569
Heft 44.
2.
11.
1917
Mitteilungen
aus verschiedenen
Gebieten. 675
talls)
und
dem
Gesetz der
Unabhängigkeit
der
Be-
weglichkeit
der
positiven
Ionen
von
Konzentration
und zerstäubten Salz geführt haben. Nur in kurzem
Hinweis
wird die
Frage
nach der
Lichtemission
der
Flammen mit
Salzdämpfen
behandelt,
in welcher heute
die
Hypothese
der Lichtemission beim Zusammenstoß
freier,
neutraler Metallatome
am
meisten Wahrschein-
lichkeit hat.
Auch
die
Flammenleitung
ist ein noch in voller
Entwicklung
befindliches
Gebiet.
Dieser
Entwicklung
bestimmte
Wege
auf Grund des
umfangreichen
schon
vorliegenden
Materiales
vorgezeichnet
zu
haben,
kann
als Charakteristikum der Marxschen
Monographie
be-
zeichnet werden. Dabei ist besonders die rein
physika-
lische
Darstellung
aller Theorien
hervorzuheben.
Als
ganzes
betrachtet ist auch der
4.
Band des
Handbuches in
hervorragendem
Maße
geeignet,
die
Entwicklung
der
Radiologie zu fördern,
die
Erfassung
des großen
Gebietes
zu
erleichtern.
W. Gerlach, Gottingen.
Helmholtz,
H.
v.,
Zwei
Vorträge
über
Goethe.
Braun-
schweig,
Fr.
Vieweg & Sohn, 1917. 64 S.
Preis
[1]
M.
2,-.
In einem
Büchlein
(64 S.)
hat W.
König
bei Vie-
weg
zwei
Vorträge herausgegeben,
die Helmholtz in
den Jahren
1853
und
1892
gehalten
hat. In
dem ersten
Vortrage
sucht Helmholtz Goethes
Forschungsweise
allgemein zu
charakterisieren
als ein
intuitives Ordnen
des durch
Erfahrung
Gegebenen
unter
Ablehnung
ab-
strakter
Begriffssysteme.
Durch diese Einstellung
seines Geistes und durch seinen sicheren
Blick
war
Goethe
befähigt,
der
vergleichenden
Anatomie der Tiere
und Pflanzen
neue
Wege
zu
weisen;
so
wurde
er
einer
der
erfolgreichsten Vorgänger
Darwins. Dieselbe Ein-
stellung
des Geistes brachte
es
aber mit
sich,
daß
er
den
Begriffssystemen
der Physik ablehnend
gegenüber-
stand.
So
erklärt
Helmholtz Goethes leidenschaftliche
Polemik
gegen
Newtons
physikalische
Theorie der Far-
ben.
Goethe
habe
die Theorie als solche ablehnen
müssen,
ohne sich
genötigt
zu fühlen,
eine
Widerlegung
der Theorie durch
Vergleiche
ihrer einzelnen Konse-
quenzen
mit der
Erfahrung
zu
versuchen.
Der zweite
Vortrag wird
von jedem
mit Entzücken
gelesen werden,
der
an
wissenschaftlicher Welt-
betrachtung Freude haben kann. Da
zeigt
der alte
Helmholtz
am
Ende seines im
Kampfe um
wissenschaft-
liche Einsicht
hingebrachten Lebens,
wie sich Goethe
in seinem Weltbilde ausnimmt.
Helmholtz'
Stellung
zur
Erkenntnistheorie, im besonderen auch
zu
Kant,
kommt wunderbar klar
zum
Ausdruck.
Lieber Leser!
Resümiert
wäre
profaniert. Selber lesen!
A.
Einstein,
Berlin.
Mitteilungen
aus
verschiedenen
Gebieten.
Kriegsseife.
Von Dr.
Kühl,
Altona.
(Offentliche
Gesundheitspflege, 2.
Jahrg.,
3. Heft, S.
137.)
Der
Verfasser erörtert
zum
Verständnis der
nachfolgenden
Ausführungen, was
Seife ist und wie
sie wirkt.
Die
Seifen werden erhalten durch Kochen
von
tierischen
oder
pflanzlichen
Fetten bzw.
von aus
ihnen
gewon-
nenen
Fettsäuren mit
Kali-
oder
Natronlauge.
Man
unterscheidet
dementsprechend
Kali- oder
Natronseifen,
sie
stellen die fettsauren Salze der betreffenden Alkali-
metalle dar. Die Wirkung der Seife
beruht
darauf,
daß
diese Salze
hydrolytisch
in
saure,
fettsaure
und
basisch fettsaure Salze
gespalten werden; erstere
nehmen die Schmutzstoffe auf,
letztere bilden mit über-
schüssigem
Wasser eine
Emulsion,
welche sie entfernt.
Die Seifen
lösen sich
in weichem,
kohlensaure- und
mineralsalzarmem Wasser
auf,
nicht aber in einem
Wasser,
welches Kalk- und
Magnesiasalze
oder
große
Mengen
Kohlensäure
enthält.
Die
genannten
Mineral-
salze
setzen
sich mit den die Seife bildenden fett-
sauren
Alkalisalzen chemisch
um
und
es
werden als
Folge
der
Umsetzung
unlösliche Kalk-
und
Magnesia-
salze
gebildet,
welche keine
reinigende Wirkung
be-
sitzen. Der
Mangel
an
Fett
zwang
die
Regierung,
den
Seifenverbrauch
zu
regeln, dem
Wucher
mit Seifen-
ersatzmitteln
zu
steuern und
Verordnungen (vom
6. Januar
1916
und
21.
Juli
1916)
herauszugeben.
Das
Verbot,
tierische und
pflanzliche
Fette
zu
technischen
Zwecken
zu
verwenden,
hatte
zur Folge,
daß zahlreiche
neue
Ersatzstoffe auf den Markt
gelangten.
Zahlreiche
Firmen brachten Tonseifen in
Verkehr,
die
bestenfalls
aus
reinem Ton
bestanden,
oft
nur aus
Lehm oder
Ziegelton.
Die
ungeheuren
Preise solcher Stoffe
ver-
anlaßten die
Regierung
zu
einer
Verordnung vom
5.
Oktober
1916,
der
zufolge
die
Bezeichnung
"Seife",
auch im
Zusammenhang
mit
dem Worte
"Er-
satz",
für alle
fettlosen Wasch-
und
Reinigungs-
mittel
untersagt
und Preise für Tonwaschmittel
festgesetzt
wurden.
-
Um ohne
Verwendung
von
Seife
schäumende Waschmittel
herzustellen,
wurden auch
künstliche Schaummittel benutzt.
So
das
Saponin,
welches sich in der
Quillayarinde
findet,
ferner
Roß-
kastanienmehl, das auch
Saponin
enthält. Alle Wasch-
mittel,
welche dem
freien
Verkehr überlassen
sind,
dürfen keine
aus
pflanzlichen
oder
tierischen
Fetten
bereitete Seife enthalten.
Solche,
welche Seife
ent-
halten,
sind die
eigentlichen
Kriegsseifen
und tragen
den Aufdruck
K.
A.-Seife bzw. K.
A.-Seifenpulver.
Ein
recht
glücklicher
Gedanke ist die
Aufschließung
fetthaltiger,
aber nicht mehr industriell verwertbarer
Abfälle
durch
Laugen,
weil die
so
hergestellten
Wasch-
mittel
infolge
ihres
Seifengehaltes
schäumen. Einen
breiten Raum nehmen
noch
immer die Tonwaschmittel
ein.
Manche Fabrikanten
glaubten,
dem
natürlichen,
Sand enthaltenden Lehm
noch künstlich solchen bei-
mischen
zu
müssen, in
der falschen
Meinung,
die rei-
nigende
Wirkung des Sandes
sei
auf dieselbe Ursache
zurückzuführen,
wie beim Ton. Bei diesem
ist
sie
eine
Oberflächenwirkung.
Die kleinen
Tonpartikelchen
ad-
sorbieren kleine
organische
und
anorganische
Stoffteil-
chen. Je feiner der Ton
ist,
um
so
mehr
reinigt
er
infolge
der
größeren
Oberfläche.
Die
größte
Oberfläche
besitzt der kolloidale Ton. Im lufttrockenen Zustande
zeigt
der Ton noch keine reine
Kolloideigenschaften,
behandelt
man
ihn mit
Wasser,
so
treten mehr oder
we-
niger
die charakteristischen
Eigenschaften
der Kolloide
hervor. Soll Ton für Waschzwecke benutzt
werden,
so
ist
erforderlich,
daß
er
möglichst
viel kolloide
Sub-
stanz
enthält. Dann wird
er
auch mit
dem
zu reinigen-
den
Gegenstand
in
innigste Berührung
kommen. Nur
reiner Ton ist
zur Herstellung von
Waschmitteln
ge-
eignet.
Auch
Mergel, Ziegelton
und Lehm enthalten
Kolloidsubstanz. Das in beiden letzten befindliche
Eisenoxyd
befindet sich auch
zum
Teil im kolloidalen
Zustande.
Ziegelton
und Lehm sind aber
wegen
ihres
Eisengehaltes zur Herstellung von
Waschmitteln
unver-
wendbar. Ebenso
ungünstig
wirkt in ihnen enthaltener
Kalk. Kleine
Mengen
Ammoniak vermehren die Kolloid-
substanz der Tone.
So bestand ein
vom
Verfasser unter-
suchter Schmierseifenersatz im wesentlichen
aus
einem
ammoniakhaltigen
Tonbrei. Ein anderer Schmier–
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