DOC. 7 MOTIVES FOR RESEARCH 55
Motive des
Forschens.
Von A.
Einstein.
Ein
vielgestaltiger
Bau
ist
er,
der
Tempel
der Wissenschaft.
[1]
Gar verschieden sind
die
darin wandelnden Menschen
und die
seelischen
Kräfte,
welche sie
dem
Tempel zugeführt
haben. Gar
mancher befaßt
sich
mit Wissenschaft
im
freudigen
Gefühl seiner
überlegenen
Geisteskraft;
ihm
ist
die
Wissenschaft der
ihm
ge-
mäße
Sport,
der
kraftvolles Erleben
und
Befriedigung
des
Ehr-
geizes bringen
soll;
gar
viele sind auch
im
Tempel
zu
finden,
die
nur um
utilitaristischer
Ziele willen
hier ihr
Opfer
an
Gehirn-
schmalz
darbringen.
Käme
nun
ein
Engel
Gottes
und
vertriebe
alle die
Menschen
aus
dem
Tempel,
welche
zu
diesen
beiden
Kategorien gehören,
so
würde
er
bedenklich
geleert,
aber
es
blieben doch noch
Männer
aus
der Jetzt- und Vorzeit
im
Tempel
drinnen.
Zu diesen
gehört unser
Planck,
und
darum lieben
wir ihn.
Ich weiß
wohl,
daß wir da soeben viele wertvolle Männer
leichten Herzens im
Geiste vertrieben
haben,
die den
Tempel
der Wissenschaft
zum großen,
vielleicht
zum
größten
Teile
ge-
baut
haben;
bei vielen auch würde
unserm Engel
die
Ent-
scheidung
ziemlich
sauer
werden. Aber
eines scheint mir
sicher:
Gäbe
es nur
Menschen
von
der
soeben vertriebenen
Sorte,
so
hätte
der
Tempel
nicht entstehen
können,
so
wenig
als ein
Wald
wachsen
kann,
der
nur aus
Schlingpflanzen
besteht.
Diesen
Menschen
genügt eigentlich
jeder
Tummelplatz
menschlicher
Tätigkeit;
ob sie
Ingenieure, Offiziere,
Kaufleute oder Wissen-
schaftler
werden, hängt
von
äußeren Umständen
ab.
Wenden wir aber
unsere
Blicke wieder
denen
zu,
die
vor
dem
Engel
Gnade
gefunden
haben! Etwas
sonderbare,
ver-
schlossene,
einsame
Kerle sind
es
zumeist,
die
einander trotz
dieser
Gemeinsamkeiten
eigentlich weniger
ähnlich sind als
die
aus
der Schar der Vertriebenen. Was
hat
sie
in den
Tempel
geführt?
Die
Antwort
ist
nicht
leicht
zu
geben
und kann
ge-
wiß auch nicht einheitlich ausfallen. Zunächst
glaube
ich mit
Schopenhauer,
daß eines der stärksten
Motive,
die
zu
Kunst und
[2]
Wissenschaft
hinführen,
eine
Flucht ist
aus
dem
Alltagsleben
mit seiner schmerzlichen
Rauheit und trostlosen
Öde, aus
den
Fesseln der
ewig
wechselnden
eigenen
Wünsche. Es
treibt
den
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