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Die beiden genannten Prinzipe sind durch die Erfahrung mächtig gestützt, schie-
nen aber logisch miteinander nicht vereinbar zu sein. Ihre logische Vereinigung
gelang schliesslich der speziellen Relativitätstheorie durch eine Abänderung der
Kinematik, d. h. der Lehre von den Gesetzen, die Raum und Zeit (vom physikali-
schen Standpunkt aus) betreffen. Es zeigte sich dass die Aussage der Gleichzeitig-
keit zweier Ereignisse nur inbezug auf ein Koordinatensystem Sinn habe, dass die
Gestalt von Messkörpern und die Ganggeschwindigkeit von Uhren von deren Be-
wegungszustand zum Koordinatensystem abhängen müsse.
Die alte Physik inklusive der Galilei-Newton’schen Bewegungs-Gesetze passten
aber nicht zu der angedeuteten relativistischen Kinematik. Aus letzterer flossen all-
gemeine mathematische Bedingungen, denen die Naturgesetze entsprechen mus-
sten, wenn die beiden genannten allgemeinen Prinzipien wirklich zutreffen sollten.
Diesen musste die Physik angepasst werden. Insbesondere gelangte man zu einem
neuen Bewegungsgesetz für (rasch bewegte) Massenpunkte, welches an elektrisch
geladenen Teilchen vortrefflich bestätigt wurde. Das wichtigste Ergebnis der spe-
ziellen Relativitätstheorie betraf die träge Masse körperlicher Systeme. Es ergab
sich, dass die Trägheit eines Systems von seinem Energieinhalt abhängen müsse,
und man gelangte geradezu zu der Auffassung, dass träge Masse nichts anderes sei
als latente Energie. Der Satz von der Erhaltung der Masse verlor seine Selbständig-
keit und verschmolz mit dem von der Erhaltung der Energie.
Die spezielle Relativitäts-Theorie, welche nichts anderes war als eine systema-
tische Fortsetzung der Maxwell-Lorentz’schen Elektrodynamik, wies aber über
sich selbst hinaus. Sollte die Unabhängigkeit der physikalischen Gesetze vom
Bewegungszustande des Koordinatensystems auf gleichförmige Translationsbewe-
gungen der Koordinatensysteme zu einander beschränkt sein? Was hat die Natur
mit den von uns eingeführten Koordinatensystemen und deren Bewegungszustand
zu thun? Wenn es schon für die Naturbeschreibung nötig ist, sich eines von uns
willkürlich eingeführten Koordinatensystems zu bedienen, so sollte die Wahl von
dessen Bewegungszustand keiner Beschränkung unterworfen sein; die Gesetze
sollten von dieser Wahl ganz unabhängig sein (Allgemeines Relativitäts Prinzip).
Die Durchführung dieses allgemeinen Relativitätsprinzips wird nahe gelegt
durch eine längst bekannte Erfahrung, nach welcher die Schwere áalle Körpern
diesselbe Beschleunigung erteilt.ñ und die Trägheit eines Körpers durch dieselbe
Konstante beherrscht wird (Gleichheit der trägen und schweren Masse). Man den-
ke etwa an ein Koordinatensystem, welches relativ zu einem Inertialsystem im Sin-
ne Newtons in gleichförmiger Rotation begriffen ist. Die relativ zu diesem System
auftretenden Zentrifugalkräfte müssen im Sinne von Newtons Lehre als áTrägheits-
kräfteñ Wirkungen der Trägheit aufgefasst werden. Diese Zentrifugalkräfte sind
aber genau wie die
Schwerewirkungen[6]
proportional der Masse der Körper. Sollte
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