DOC.
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PRINCETON LECTURES
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auch
ein
Körper
bzw. ein
körperliches
System
in diesem Sinne. Zum
Wesen der Uhr
gehört
außerdem,
daß
die
an
ihr
gezählten
Erlebnis-
folgen
bzw.
Teilvorgänge
als einander
gleich angesehen
werden dürfen.
Begriffe
und
Begriffssysteme
erhalten die
Berechtigung
nur
dadurch,
daß sie
züm
Überschauen
von
Erlebniskomplexen dienen;
eine andere
Legitimation gibt
es
für
sie
nicht. Es ist
deshalb nach meiner Über-
zeugung
einer der verderblichsten
Taten der
Philosophen,
daß
sie
gewisse
begriffliche Grundlagen
der Naturwissenschaft
aus
dem
der Kontrolle
[2]
zugänglichen
Gebiete
des
Empirisch-Zweckmäßigen
in
die
unangreifbare
Höhe des
Denknotwendigen
(Apriorischen)
versetzt haben. Denn
wenn
es
auch
ausgemacht
ist,
daß
die Welt
der
Begriffe
nicht
aus
den
Er-
lebnissen durch
Logik
oder
sonstwie
abgeleitet
werden
kann,
sondern
in
gewissem
Sinn
freie
Schöpfungen
des menschlichen Geistes
sind,
so [3]
sind sie doch
ebensowenig
unabhängig
von
der Art der
Erlebnisse,
wie
etwa
die
Kleider
von
der Gestalt der menschlichen Leiber. Dies
gilt
im
besonderen auch
von unseren
Begriffen
über Zeit und
Raum,
welche
die
Physiker
-
von
Tatsachen
gezwungen
-
aus
dem
Olymp
des
Apriori
herunterholen
mußten,
um
sie
reparieren
und wieder in
einen
brauchbaren Zustand setzen
zu
können.
Wir
kommen
nun
zu
den räumlichen
Begriffen
und Urteilen.
Auch
hier ist
es
unerläßlich, die
Beziehung
der Erlebnisse
zu
den
Begriffen
streng
ins
Auge
zu
fassen. Auf diesem Gebiete scheint mir
Poincaré
[4]
die
Wahrheit besonders klar erfaßt
zu
haben in der
Darstellung,
welche
er
in seinem Buche: "La science et
l’hypothèse" gegeben
hat. Unter
allen
Veränderungen,
welche wir
an
festen
Körpern
wahrnehmen,
sind
diejenigen
durch
Einfachheit
ausgezeichnet,
welche
durch willkürliche
Bewegungen
unseres
Körpers
rückgängig
gemacht
werden
können;
Poincaré
nennt
sie
"Änderungen
der
Lage".
Durch bloße
Lagen-
änderungen
kann
man
zwei Körper
"aneinander anlegen". Das
Fun-
dament
der Geometrie
(Kongruenzsätze)
bezieht
sich
auf
die
Gesetze,
welche
jene
Lagerungsmöglichkeiten
beherrschen.
Für
den
Raumbegriff
[5]
scheint
uns folgendes
wesentlich.
Man
kann durch
Anlegen
von
Körpern
B,
C
...
an
einen
Körper
A
neue
Körper
bilden,
wir
wollen
sagen,
den
Körper
A
fortsetzen.
Man
kann
einen
Körper
A
so
fort-
setzen,
daß
er
mit
jedem
anderen
Körper
X
zur
Berührung
kommt.
Wir
können
den
Inbegriff
aller
Fortsetzungen
des
Körpers
A
als den
"Raum
des
Körpers
A" bezeichnen. Dann
gilt,
daß alle
Körper
sich
"im
Raum
des
(beliebig gewählten) Körpers
A" befinden.
Man
kann
in
diesem Sinne
nicht
von
dem
"Raum" schlechthin,
sondern
nur
von
dem
"zu
einem
Körper A gehörigen
Raum" reden.
Allerdings spielt
im
Alltagsleben
der
Körper
Erdkruste
eine
so
dominierende Rolle in der
Beurteilung
der
Lagenverhältnisse
der
Körper,
daß
er zu
dem ernstlich
nicht
zu
verteidigenden Begriff
des
Raumes
(schlechthin)
geführt
hat.
Wir wollen
aber,
um
diesen
verhängnisvollen
Irrtum
auszuschließen,
nur von
"Bezugskörper"
oder
"Bezugsraum"
reden.
Erst
die
allgemeine
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