72 DOCUMENT 43 JANUARY 1915
ich das
mehr
betont,[13]
so
hätte die
Hypothese
weniger
den Eindruck
einer ad
hoc[14]
ersonnenen gemacht.
Ich möchte
hier
noch eine
Bemerkung
mehr didaktischer
Natur
anknüpfen.
Wenn
man
die
"Verkürzung“
aus
den
Gleichungen
der Relativitätstheorie ableitet
(was
natürlich
an
und
für
sich
ganz
gerechtfertigt
ist)
und nichts weiter
zur
Erläu-
terung hinzufügt,
so
läuft
man
Gefahr,
den
Eindruck
zu
erwecken,
dass
es
sich
hier
um
"scheinbare“
Dinge,
und nicht
um
eine wirkliche
physikalische Erscheinung
handle;
wenigstens
habe ich
hin und
wieder
bei Vertretern
der
Relativitätstheorie
Äusserungen gefunden,
die
von
einer
derartigen Auffassung
zu
zeugen
scheinen
Dem
gegenüber
kann
man
bemerken,
dass
wenn
wir eine
"Änderung“ beobachten,
indem wir das betrachtete
System
fortwährend auf
ein
und dasselbe Koordinaten-
system
K
beziehen,
diese
"Änderung“
nach dem
gewöhnlichen Sprachgebrauch
(und warum
sollten wir
uns
daran
nicht
halten?)
eine
physikalische
Erscheinung
darstellt. Die
Verkürzung
eines in
Bezug
auf
K in
Bewegung gesetzten
Stabes,
ist
genau so
reell wie die
Ausdehnung
bei
Temperaturerhöhung,[15]
und in einer Mo-
lekulartheorie
ist
die eine
Erscheinung ganz
ähnlich wie die andere
aus
der Be-
trachtung
der
Molekularkräfte
zu
erklären. Man
darf
sagen,
dass diese Kräfte und
ihre
Wirkungsweise
durch die Translation
geändert
werden,
eine
Auffassung,
der
man
einen
etwas
lebhafteren Anstrich
dadurch
erteilen
kann,
dass
man an
eine
Ver-
mittlung
der
Wirkungen
durch einen
Äther
denkt.[16]
Wir
sprachen
früher
zu
wiederholten Malen
von
der
"Zeit“
und der
"Gleichzei-
tigkeit“.
Daher erlaube
ich mir noch kurz die
Auffassung
auseinanderzusetzen,
die
mir
am
meisten
zuspricht.
Ich bemerke
zunächst,
dass
es
sich
hier
um
die Bilder
handelt,
die wir
uns
von
den
Erscheinungen
machen,
und
die
je
nach
unserer
Ei-
genart
mehr oder
weniger
überflüssige
Zutaten
erhalten,
mehr
oder
weniger
lebhaft
gefärbt
sind. Wie sie aber auch sein
mögen,
der
Rahmen,
in den das Bild
gleichsam
eingezeichnet
wird,
ist durch
unsere
Vorstellungen
über Raum und
Zeit
gegeben.
Auf
den
Ursprung
dieser
Vorstellungen
und auf
ihre tiefere
Bedeutung wage
ich
nicht
einzugehen;
es
scheint mir
festzustehen,
dass ein
jeder
sie
nun
einmal hat und
dass sie bei verschiedenen
Personen, so
weit wir
wissen
können,
übereinstimmen.
Wir sehen
ganz
klar
sowohl das
"neben“, "hinter“
und
"über“,
wie auch das
"nach“
einander. Dabei
scheint
mir
eine
unverkennbare
unleugbare
Verschiedenheit zwi-
schen der Raum-
und
der
Zeitvorstellung
vorhanden
[--],
eine
Verschiedenheit,
die
Sie,
wohl auch
nicht
ganz
bei Seite schaffen können. Sie
können nicht
die Zeitko-
ordinate als
völlig
gleichwertig
mit den Raumkoordinaten betrachten.
Das
geht
schon
aus
dem Umstande
hervo[r,]
dass
zu
demselben
materiellen
Punkt sehr
gut
einmal
da[s]
Wertsystem
x,
y,
z,
t
und sodann die Werte
x,
y,
z,
t'
gehören
können,
nicht aber einmal
x,
y,
z,
t
und dann
x',
y,
z, t.[17]
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