228
DOCUMENT 173 DECEMBER 1915
173.
To
Paul Ehrenfest
[Berlin,]
26. XII.
[1915][1]
Lieber
Ehrenfest!
Soeben
erhalte ich Deine Karte mit
der
lieben
Einladung.
Thatsächlich
juckt es
mich auch in allen Fasern des
Leibes,
abzufahren. Aber ich habe meine Mutter
zu
Besuch[2]
und
kann
es
nicht
realisieren.
Sogar
Ostern bin ich schon
vergeben,
in-
dem ich da
zu
meinem
Albert
gehe.
Wenn
ich
also schon
angebunden
bin,
und nicht
zu
Dir fahren
kann,
will ich
wenigstens
schriftlich durch
ungewöhnliche Gesprä-
chigkeit
meine
Lust
beweisen,
zu
Dir
zu
reisen. Es ist
bequem
mit dem Einstein.
Jedes Jahr
widerruft
er,
was er
das
vorige
Jahr
geschrieben
hat;
nun
liegt
mir das
überaus
traurige
Geschäft
ob,
meinen
allerletzten Widerruf
zu begründen.
Im
§12
meiner
Arbeit
vom
letzten
Jahre
ist alles
richtig (in
den ersten
3
Absät-
zen)
bis
auf
das
am
Ende des dritten
Absatzes
gesperrt
Gedruckte.[3]
Daraus,
dass
die beiden
Systeme
G(x)
und G'(x),
auf
das
gleiche Bezugssystem bezogen,
den
Bedingungen
des Grav. Feldes
genügen,
folgt
noch
gar
kein
Widerspruch gegen
die
Eindeutigkeit
des Geschehens. Das
scheinbar
Zwingende
dieser
Überlegung geht
sofort
verloren,
wenn man
bedenkt,
dass
1)
das
Bezugssystem
nichts Reales
bedeutet
2)
dass die
(gleichzeitige) Realisierung
zweier
verschiedener
g-Systeme
(besser
gesagt
zweier
verschiedener
Grav.
Felder)
in demselben
Bereiche
des Kontinuums
der
Natur
der Theorie
nach
unmöglich
ist.
An die Stelle des
§12
hat
folgende Überlegung zu
treten. Das
physikalisch
Reale
an
dem
Weltgeschehen (im
Gegensatz zu
dem
von
der Wahl des
Bezugssystem
Ab-
hängigen)
besteht
in
raumzeitlichen Koinzidenzen.[4]
Real sind
z.
B. die Schnitt-
punkte
zweier
verschiedener
Weltlinien,
bezw. die
Aussage,
dass sie einander nicht
schneiden.
Diejenigen
Aussagen,
welche sich
auf
das
physikalisch-Reale
bezie-
hen,
gehen
daher
durch
keine
(eindeutige)
Koordinatentransformation verloren.
Wenn zwei
Systeme
der
guv
(bezw.
allg.
der
zur
Beschreibung
der
Welt verwand-
ten
Variabeln)
so
beschaffen
sind,
dass
man
das zweite
aus
dem
ersten durch
blosse
Raum-Zeit-Transformation erhalten
kann,
so
sind sie
völlig gleichbedeutend.
Denn sie haben alle zeiträumlichen Punktkoinzidenzen
gemeinsam,
d.
h.
alles Be-
obachtbare.
Diese
Überlegung zeigt zugleich
wie
natürlich
die
Forderung
der
allgemeinen
Kovarianz ist.
Previous Page Next Page