490 DOCUMENT 364 JULY
1917
der
verschiedenen Beobachter
gar
keinen
Unterschied
an
Einfachheit
findet,
hat
die Relativitätstheorie ein
Recht,
sich
gegen
die
ganz
willkürliche
Erklärung
eines
bestimmten als des wahren
auszusprechen.
Wenn aber doch das
System
eines Be-
obachters,
wenn
auch bloss in
Bezug
auf
die
integrierten Gleichungen
sich als ein-
facher
darstellt, so
hat
sie dieses
Recht
nicht mehr
unbedingt.
Insofern erscheint
mir
die
Betonung
der
Tatsache,
dass die
Erscheinungen
sich
in
gewissen
Koordi-
natensystemen
einfacher
darstellen,
doch
von
einer
gewissen,
erkenntnistheoreti-
schen
Wichtigkeit.
Man
hat natürlich
schon
oft
darauf
hingewiesen,
dass das Lo-
rentzsche
System
des
"ruhenden
Aethers"
niemals
widerlegbar
ist,
aber
dies
mus-
ste
man
doch ohne Weiteres
ablehnen,
wenn man
in nichts einen
Vorzug
eines
bestimmten
Systems
finden
konnte;
wenn
dies aber doch
geschieht, so
ist die
er-
kenntnistheoretische Situation etwas anders. In diesem Sinne möchte ich meine
und Adlers
Gedanken
interpretieren.
Mir ist aber alles dies
weniger wichtig,
als dass ich
nunmehr
eine
Gelegenheit
habe,
mich mit Ihnen in
Verbindung zu setzen, um
Ihnen zwei
philosophische
Ab-
handlungen
zu übersenden, die,
wie ich
hoffe,
Sie interessieren werden. Die erste
von
diesen
über
die wirklichen Tatsachen
u.s.w.
behandelt das
mir
für die
ganze
Er-
kenntnis
grundlegend
erscheinende
Problem,
wie
eigentlich
die unmittelbaren Be-
wusstseinstatsachen beschaffen
sind.[7]
Und
da
Sie
ja
auch
auf einen
phänomen-
alistischen
auf Mach
beruhenden erkenntnistheoretischen
Standpunkt
stehen,
so
glaube
ich,
dass auch Ihnen dieses
Problem
als ein oder als
das
Grundproblem
der
Philosophie
erscheinen
wird. Ich
glaube,
auf
dieses Problem eine einfache Antwort
gefunden
zu
haben. Trotzdem meine
Arbeit
schon
lange publiziert
ist,
so
findet
sie,
so
viel ich
weiss,
bei den
Philosophen
keine
grosse Beachtung.
In
der
Zeitschrift
für
positivistische Philosophie,
die Sie
auch
kennen,[8]
befindet
sich eine ausführ-
liche aber ablehnende
Besprechung.[9]
Der
Grundgedanke
ist nämlich
für
die Phi-
losophie
etwas
zu
mathematisch
abstrakt
und
von
den
gewöhnlichen
Vorstellun-
gen
abweichend. Die
Philosophen
glauben
zwar,
sehr abstrakte
Dinge
verstehen
zu
können,
in
Wirklichkeit
aber
glauben
sie
dabei, nur
Gedanken
zu
verstehen,
die
von
ihren
Urhebern
schon konfus
gedacht wurden,
einem
wirklich
klaren,
abstrak-
ten
Gedanken
stehen
sie
meistens hilflos
gegenüber,
wie
man
das besonders deut-
lich bei Ihrem
Relativitätsprinzip
sah. Meine
Auffassung
des
Gegebenen
weicht
von
der
Machs
in vielen
Punkten ab.
In der
erkenntnistheoretischen
Auffassung
der
Wissenschaft als
ökonomischer
Beschreibung
der
Erfahrungstatsachen
stimme ich
ihm
vollkommen
zu.
Mach
sagt
in der
Analyse
der
Empfindungen:
Man betone
nicht die
Einheit
des Bewusstseins.[10]
Wie
kann
man
aber
gerade
die für das We-
sen
alles Bewusstseins in der Welt
wesentlichste
formale Eigenschaft desselben,
die Einheit des Bewusstseins einerseits
und
seine
"Disjektion“
andererseits
ver-
nachlässigen!
Diese
sind doch
von
grösserer
prinzipieller Bedeutung
als
irgend
Previous Page Next Page