DOCUMENT 364 JULY 1917 491
eine
qualitative
Beschaffenheit
des Bewusstseins also auch als alle
Naturgesetze,
die bloss
von
Regelmässigkeiten
d. h.
von
ähnlichen
Qualitäten
in
verschiedenen
Bewusstseinseinheiten reden. Obwohl ich das
nicht
erwartet
hatte,
habe
ich erfah-
ren,
dass Mach sich für meine
Arbeit,
die ich ihm 1914
geschickt hatte,
noch
inter-
essierte.
Um
das Bewusstsein rein
herauszuarbeiten,
muss
meine
Abhandlung
sich be-
sonders
mit dem
Zeitbegriff befassen,
mit dem Sie
sich,
allerdings
in einem
ande-
ren
Sinne,
soviel
beschäftigt
haben. Wenn
ich Ihren
Namen
am
Schluss
nenne,
so
weise ich dabei
allerdings
bloss
auf eine recht entfernte
Analogie
des Gedankens
hin.[11]
Bergson
hat
gezeigt,
dass die unmittelbar
gegebene
Dauer des Bewusstseins
keine metrischen
Eigenschaften
hat.[12] Allerdings
ist ihm diese
mathematische
Ausdrucksweise unbekannt. In meiner Arbeit
zeige
ich viel
weitergehend
durch die
fingierte,
besonders
schwer
vorstellbare
Umkehrung
des
angenommenen
Bewusst-
seinsverlaufes
(ohne Veränderung
auch
der
Inhalte,
die wir
Nachwirkungen
nen-
nen),
dass die scheinbare
Assymetrie
der
Zeitordnung
bloss
auf
den
qualitativen
Inhalten
beruht,
dass die
Begriffe
früher und
später
keine absolute
Bedeutung
un-
abhängig
von
diesen
Inhalten
haben. Sie werden dies und
meine
Darstellung
in
der
Abhandlung
verstehen,
obwohl ich
fürchte,
dass die meisten
Philosophen
dies
nicht
vermögen.
Schliesslich
zeige
ich
aber,
dass
man
die
Ordnung
der Bewusst-
seinszustände in
der Zeit
überhaupt
auflösen
kann,
denn
es
bildet bloss
der
gegen-
wärtige
Bewusstseinszustand eine Einheit.
Existierte
nichts ausserhalb
dieses,
so
würde dieser nichts davon merken. Da der Bewusstseinszustand
es
überhaupt
nicht
merkte,
wenn
nichts
ausser
ihm vorhanden
wäre,
so
kann für ihn auch keine Ord-
nung
der
ausser
ihm
und
unabhängig
von
ihm existierenden Zustände
unmittelbar
gegeben
sein und ebenso
wenig
für
einen anderen Zustand. Alles Bewusstsein
der
Welt,
rein als solches
betrachtet,
ist daher nichts anderes als eine
Menge
von
sol-
chen Bewusstseinszuständen ohne
irgend
eine
Ordnungsbeziehung
derselben.
Eine zeitliche
Ordnung
der
Bewusstseinszustände
gehört
ebenso
wenig zum
reinen
Bewusstsein wie eine
räumliche
Ordnung,
die
man
ja
längst
nicht
mehr
annimmt.
Man
nimmt
nicht
mehr
an,
dass das
Psychische irgendwie
im Raume
existiert.-
Meine Lehre lässt
sich in einem
doppelten
Sinn
verstehen,
entweder bloss
als Be-
schreibung
des
unmittelbar
als
Bewusstseinsrealität
Gegebenen
oder als Weltan-
schauung,
falls
man
voraussetzt,
dass die
uns
allein wirklich bekannte Bewusst-
seinsrealität
die
einzige
Art
von
Realität
ist,
die
es gibt,
und dass den
physischen
Dingen, wenn überhaupt
etwas,
so
etwas
unserem
Bewusstsein
Analoges
als
wirk-
liches Sein
zu
Grunde
liegt.
Fasst
man
die Lehre bloss im ersten
Sinn,
so
beweist
dies
allerdings
nicht,
dass
es
keine
metaphysische
zeitliche oder räumliche Ord-
nung
der
Bewusstseinseinheiten
gibt,
sondern sie
zeigt
bloss,
dass
es
sich mit
der
zeitlichen äusseren
Ordnung
der
Bewusstseinszustände,
trotz des scheinbaren
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