DOCUMENT
364 JULY 1917
493
Worten,
dass allenfalls eine momentane Bewusstseinseinheit
bezweifeln
kann,
ob
etwas
ausserhalb ihrer
existiert,
dass aber die
Existenz
mindestens
einer
solchen
abgeschlossenen
Einheit
das Sicherste
ist,
was man
wissen kann.
Dass
aber
dem,
was
wir eine endliche
Zeitstrecke
des Bewusstseins
einer
Person
nennen,
eine
Menge
von
Bewusstseinseinheiten
von
der
Mächtigkeit
des
Kontinuums
oder
auch
nur
eine abzählbar unendliche
Menge entspricht,
ist
nicht
sicher.-
Unbedingt
not-
wendig
sind
allerdings
die
mengentheoretischen
Kenntnisse
zum
Verständnis mei-
ner
Lehre
nicht,
ich
selbst
habe
diese
vor 6 Jahren,
als ich noch im
Gymnasium war,
gefunden,
durch Machs
Analyse
der
Empfindungen angeregt
und
zur
Kritik
her-
ausgefordert.
Auch
bei
der
Abfassung
der
Abhandlung
kannte ich noch keine Men-
genlehre, so
dass darin die
Ungenauigkeit
ist,
dass zwischen einer überall
dichten,
abzählbaren
Ordnung
und einem Kontinuum
nicht
unterschieden
wird,
indem
ich
die
Zeitordnung
kontinuierlich
nenne,
falls
dem, was
wir Zeit
nennen,
eine
unend-
liche
Menge von
Bewusstseinseinheiten
entspricht.
Auch dass der
Begriff
der
un-
endlich
kleinen Strecke im Kontinuum
überhaupt
exakt
unzulässig
ist,
wusste ich
nicht,
so
dass auch
diesbezüglich
meine
Abhandlung
einen Fehler
enthält,
der aber
für
die
Hauptsache
unwesentlich
ist.[14]
Bei Ihnen als einem
Physiker,
für
den die
Erkenntnistheorie ein
Lebenselement
ist
und
abstrakte
Begriffsbildungen
keine
Schwierigkeiten
bereiten,
hoffe ich bes-
seres
Verständnis
zu
finden.
Allerdings geht
meine
Lehre
dem Menschen sehr
ge-
gen
das
Gefühl;
gegen
diese absolute
Disjizierung
des Bewusstseins in einzelnen
"Monaden“[15]
sträuben sich viele und besonders dem
Naturforscher
wird die
Machsche
Welt mit den losen
Empfindungen
sympathischer
sein.
Aber
diese viel-
leicht
unangenehme
Beschaffenheit
der
Bewusstseinswelt lässt
sich
nicht
ignorie-
ren.
Man
kann,
wenn man
will,
instantaner
Solipsist sein,
für den nichts existiert
als
der
momentane
Bewusstseinszustand,
wenn man
aber
etwas ausserhalb dieser
Einheit
annimmt,
so
ist
auf
keine Weise darum
herumzukommen,
dass
jenes
ande-
re
Bewusstsein ein
fremdes,
ein
von
dem
gegebenen Zustand
disjiziertes
ist und
zwar
nicht bloss das
der
anderen
Personen,
sondern auch
das, was
wir
unser eige-
nes
vergangenes
oder
zukünftiges
Bewusstsein
nennen
und
zwar
dieses,
so
sonder-
bar
diese
Auffassung ist,
in
ganz gleicher
Weise. So stimmt mein
System
mit
der
Leugnung
des identischen Ich durch
Mach
vollkommen
überein,
muss
aber
im Ge-
gensatz
stehen
zu
der
Auflösung
der unmittelbar
gegebenen
Einheit
der
gleichzei-
tig
in
einem Zustand
vereinigten
"Empfindungen“.-
Wenn
Sie
darauf
hinweisen,
dass
wir
in
der
Physik
bloss
"räumlich
zeitliche
Ko-
inzidenzen“
beobachten,[16]
so
rekurrieren Sie darin selbst
auf
den einheitlichen
Bewusstseinszustand,
der ein kleines räumliches Gebiet bei der
Beobachtung
gleichzeitig
umfasst. Eine
der
philosophischen
Lehre
analoge Auflösung
des
phy-
sikalischen Raum-Zeit-Kontinuums in die
einzelnen
Weltpunkte
und
eine Relati–
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