DOCUMENT
403
DECEMBER
1917
561
[1]Half
a
year earlier,
Freundlich had
described,
in
more detail,
a
similar research
program
within
Einstein’s
physics
institute
(see
Doc.
353).
[2]A registering
microphotometer (see
Doc
353).
403.
To
Heinrich
Zangger
[Berlin,]
6. XII.
17.
Lieber Freund
Zangger!
Es ist
schandbar,
wie
lange
ich Ihnen nicht mehr
geschrieben
habe;
ich scheine
die Schreibfaulheit
von
meinem
Albert
geerbt zu
haben, denn der ist noch
fauler.[1]
Ihre Karte habe ich schlecht lesen können. Waren Sie mit
Perrin
in Lausanne? Ihn
kenne ich sehr wohl
von
den
Brüsseler
Kongressen
und
von
meinem Aufenthalt in
Paris
her[2]
und
mag
ihn
gern.
Wissen Sie
genau
das Leiden meiner Frau?
Ist
es
ein
Geschwür
am
Rückenmark
oder
etwa
Multiplisklerose?
Ist nach Ihrer
Ansicht
noch
irgendwelche
Aussicht
auf
Besserung
vorhanden?[3] Teilen Sie mir bitte
mög-
lichst
umgehend
mit,
wieviel Sie im Ganzen für mich
ausgelegt
haben
(Tete,
Pakete
etc.)[4]
Der
Augenblick
für
Geldsendung
erscheint
günstig.[5]
Mir
geht
es
gesundheitlich
sehr ordentlich. Ich
habe
seit Sommer
ca
4 Pfund
zu-
genommen,
dank Elsas
guter
Pflege.
Sie kocht alles selber für
mich,
da sich dies
als
nötig herausgestellt
hat.
Dies
ist
möglich,
weil ich in der
Wohnung
neben ihr
wohne
(interimsweise).[6]
Ich
arbeite
viel,
lese über statistische Mechanik
und
Quantentheorie,[7]
schreibe
auch
einiges,
aber nichts
von
besonderer
Bedeutung.
Wirklich Neues erfindet
man
nur
in der
Jugend; später
wird
man
immer
erfahrener,
berühmter
und-dümmer.
Debye
hat etwas sehr Schönes
gemacht
über das
Röntgenspektrum,
anschliessend
an
Bohr
und Sommerfeld.[8] Ich erzähle Ihnen
davon,
wenn
ich wieder in die
Schweiz komme. Wissen
Sie,
dass Smoluchowski
an
der
Ruhr
gestorben
ist?[9]
Schade
um
ihn. Ob
es
wohl
bald
Frieden
gibt?
Niemand
weiss
es.
Ich habe
vor
etwa
einer Woche eine
Menge Abhandlungen
an
Weiss[10]
gesendet,
aber keine
Emp-
fangsanzeige
bekommen. Er hatte mich mehrmals
um
die
Sendung gebeten;
diesel-
be
hatte
sich aber
wegen
der
Erschwerungen
verzögert.
Ich
bitte
Sie
sehr,
die Ab-
handlungen an
Weiss
weiterzusenden,
falls
er
von
Zürich
abwesend sein sollte.
Die
allgemeine
Relativitätstheorie
findet
geradezu begeisterte
Aufnahme bei
den
Fachgenossen.[11]
Wie ist
es
nur möglich,
dass diese kulturliebende
Zeit
so
grässlich
amoralisch ist?
Ich
komme
immer
mehr
dazu,
alles andere
gegen
die
Nächstenliebe und
Menschenfreundlichkeit
gering
einzuschätzen. Ob
es
nicht für
die Welt
gut
wäre,
wenn
das entartete
Europa
sich noch vollends
kaput
machte?
Wenn ich
das
neue
ekelhafte Wort
"Ertüchtigung“
höre,
dann
drehen sich
mir
die
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