886
DOCUMENT
623
SEPTEMBER 1918
geht, einige
Notizen
darüber
zu
Papier
zu
bringen?
Ich habe wirklich nicht die Ab-
sicht,
Sie in eine
Correspondenz
zu
verwickeln,
die Sie vielleicht mit
Recht
fürch-
ten
würden. Auch ich bin nicht mit allem
zufrieden,
was
ich damals
(1912) ge-
schrieben habe. Vor Allem hätte ich wohl Ihre
Analyse
des
Zeitbegriffs würdigen
und verwerthen sollen.
Nun haben Sie inzwischen
so grosse
Fortschritte
gemacht,
dass
es
für
Einen,
der
in anderen
Richtungen
vollauf
zu
thun
hat,
schwer
ist,
mit[zu]kommen.
Als der
Krieg
ausbrach,
hat
es
mich
so
aufgeregt,
dass ich die Mathematik
für
einige
Zeit
liegen
lassen
musste.
Ich nahm dann bis dahin als Liebhaberei
gepflegte biologi-
sche Studien
auf,
und
sitze
nun an
einem
Buch
über
die Theorieen
zur
Abstam-
mungslehre
und besonders
Mimicry,
wobei ich mich des Interesses
der
hiesigen
Biologen
erfreuen
darf.[2]
Das
verträgt
si[ch]
nun
schlecht
mit
der
Einarbeitung
in
neue
und
schwierige
mathematische Stoffe.
Eher
wird mich diese
Beschäftigung
einmal nach Berlin
führen,
wo
ich allerlei Material finden
würde,
das in
meiner
be-
scheidenen
Sammlung
fehlt. Aber das ist eine
leidige Verpflegungs-
und Geldfra-
ge,
und
vielleicht vereitelt der
Krieg
mir alles. Ist
es
mir
möglich,
nach Berlin
zu
kommen,
so
werde ich
mir
die Ehre
geben,
Sie
aufzusuchen,
und
es
wird mir eine
grosse
Freude
sein,
Sie kennen
zu
lernen.
Mit
hochachtungsvollem
Grusse bin ich Ihr sehr
ergebener
E.
Study.
Ich schicke noch
einige
kleine
Abhandlungen.
Meine
"Grundlagen
der
Kinema-
tik"[3]
haben
Sie
wohl
schon.
ALS.
[22 304].
There
are perforations
for
a
loose-leaf
binder at the left
margin
of
the document.
[1]Doc. 620,
with Einstein’s
praise
of
Study
1914b.
[2]The
manuscript was published as Study
1919.
[3]Study
1913.
623. From Hans
Vaihinger[1]
Bad-Rothenfelde,
den
23. 9.
18.
Diktat.
Vertraulich
Hochgeehrter
Herr
Kollege!
Vor
einigen
Wochen brachten die
Zeitungen
eine Nachricht über eine
neue
phi-
losophische Zeitschrift,
die
von
mir
in
Verbindung von
Dr.
Raymund
Schmidt be-
gründet
wird.[2]
Diese Nachricht
war
an
sich
richtig,
aber
voreilig
und inhaltlich
nicht
ganz
zutreffend. Da mir daran
liegt,
dass
gerade
Sie über das
neue
Unterneh-
men
richtig
orientiert
werden,
so
gestatte
ich
mir,
Ihnen einen kurzen
zweiseitigen
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