D O C U M E N T 1 0 9 S E P T E M B E R 1 9 1 9 1 6 5
1. Weil mir plötzich so deutlich wurde, dass Valutaschwankungen nicht imstan-
de sein sollten Menschen das Recht zu geben, anderen Menschen in die Seele zu
greifen.—[2]
2. Weil ich doch auch jedenfalls verpflichtet gewesen wäre mir völlige Sicher-
heit über die Ausführbarkeit meiner Träume zu verschaffen ehe ich es wagen durfte
Dich damit zu beunruhigen.— Die warme Zustimmung auch bei zwei Männern,
die die praktische Seite der Frage überblicken können, hat mich hierin vielleicht et-
was unvorsichtig
gemacht.[3]
Dazu kam die Angst einfach zu spät zu kommen!—
Aber Du wirst mir beide Sünden vergeben.

Nach Deinem Brief bin ich vollständig mit Dir eins.— Wohl aber scheint es mir
denkbar so etwas einzurichten, dass Du etwas für Leiden leisten kannst ohne gegen
Berlin untreu zu
sein.[4]
Ich habe darüber schon mit meinen jüngeren Freunden zu
phantasieren begonnen. Aber ich möchte das aufsparen auf Deinen Besuch bei uns
um Dich nicht wieder zu beunruhigen ehe ich etwas fest in der Hand habe.

Nun Dein Besuch bei uns!! Am liebsten wäre mir, Du kämst circa am 15. Octo-
ber. Denn ich habe große Sorge ob ich Dir in der späteren, kälteren Zeit ein zugleich
ruhiges und gut geheiztes Zimmer garantieren kann. [Für die zentrale Heizung ha-
ben wir keine Kohlen und es sind im ganzen Haus nur Zimmer erwärmt!—
Aber vom 15. X bis 15 XI ist das noch nicht
gefährlich].[5]
Es ist bereits dafür ge-
sorgt, dass Du keinerlei Unkosten von der Reise und dem Verbleib haben wirst.
Vielleicht hilfst Du mir das noch „etwas nach oben abzurunden“, in dem Du vor
einem sympathisierenden Zuhörerkreis über irgendwas einfaches (z. B. mit philo-
sophierenden Nuancerln) vorträgst. Doch ist das nicht nöthig falls Du das langwei-
lig
findest[6]
Gelegentlich Deines Aufenthaltes (der keine[s]falls kürzer als 14 Tage sein
darf!!) hoffe ich Dich auf einem alten Landgut mit dem Typus schönster holländi-
scher Cultur bekannt zu machen. Du wirst von dort eine sehr wertvolle warme Er-
innerung
mitnehmen.[7]

Für Deine Diät werden wir möglichst sorgfältig Mühe thun. Du musst uns nur
ganz präcies sagen, was Du nöthig
hast.[8]
Falls Du mich nur durch die dafür nöthi-
gen Vollmachten unterstützst, werde ich dafür sorgen, dass man Dich nicht über-
häuft.— Außerdem kannst Du Dich jeden Augenblick auf ein paar Tage bei einem
sehr, sehr sehr lieben Freund von mir auf einem Landgut in einem Föhren-Waldge-
biet völlig isolieren, bei vorzüglichster Verpflegung und Ruhe! [Bohr war ganz ent-
zückt, als wir dort zwei Tage
waren!][9]
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