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habe mit dem Gäste-Ausschuss für das Jubiläum vereinbart, daß ich Ihnen ein Zim-
mer in meinem Hause zur Verfügung stelle, und ich hoffe von ganzen Herzen, daß
Sie von diesem Anerbieten Gebrauch machen werden. Die Fragen der Wohnung
und Verpflegung sind ja in dieser Zeit im allgemeinem schwer zu lösen, aber so
brauchen Sie sich um diese Fragen nicht im geringsten zu kümmern. Wenn wir Ih-
nen vielleicht auch nicht alles so bieten können, wie es in der Zeit vorm Kriege
möglich gewesen wäre, so wären Sie in unserm Hause doch mancher Unbequem-
lichkeiten enthoben, die bei einem Hotelaufenthalt unvermeidlich sind. Auf die für
Ihr Magenleiden etwa erforderliche besondere Diät können wir leicht Rücksicht
nehmen; Weissbrot ist leicht zu
beschaffen.[2]
Ich bitte Sie mir zu glauben, dass wir
Sie ohne alle Mühe im Hause aufnehmen können, und jede Mühe wäre ja auch ver-
schwindend im Vergleich zu der Freude und Ehre, die Ihre Anwesenheit unter mei-
nem Dach für mich und meine Familie bedeuten würde. Ich hoffe, dass wir zur glei-
chen Zeit noch einen andern verehrten Gast in einem zweiten Zimmer bei uns
haben werden, nämlich Herrn Planck. Auch er erhält in diesen Tagen aus den glei-
chen Gründen eine Einladung von der
Fakultät,[3]
und soeben habe ich einige Zei-
len an ihn geschrieben, ihn um seine Zusage zu bitten.
Vor einigen Tagen erhielt ich aus dem Auslande Andeutungen über die herrli-
chen Ergebnisse, die bei den Beobachtungen der Sonnenfinsternis vom 29. Mai er-
zielt worden sein sollen. Die Mitteilungen wurden zwar als vertraulich bezeich-
net,[4]
aber da man Ihnen ohne Zweifel auch gleich Nachricht gegeben hat, so kann
ich mir in meiner Freude nicht versagen, Ihnen von ganzem Herzen Glück zu wün-
schen.
Noch einmal bitte ich Sie herzlichst, die Universität und mich durch eine zustim-
mende Antwort zu erfreuen, und begrüsse Sie in größter Hochschätzung als Ihr auf-
richtig ergebener
M. Schlick
ALS. [21 569].
[1]The official invitation by Theodor K. von Wasielewski, dean of the Medical Faculty at the Uni-
versity of Rostock, where Schlick taught, was signed the day before (see entry of 24 October 1919 in
Calendar). The university planned to award Einstein with an honorary doctorate in medicine at the
celebrations (see Herbig and Reincke-Bloch 1920, pp. 137–138).
[2]In June, Einstein’s physician, concerned that Einstein might have difficulty obtaining the proper
food for his stomach condition, recommended that he limit his travel (see Doc. 60, note 3).
[3]Einstein and Max Planck were invited with nine other candidates to receive honorary degrees in
medicine.
[4]The “confidential” (“vertraulich”) may refer to a private communication. As mentioned in
Arthur S. Eddington to Frank Dyson, 3 October 1919 (UkCUL, RGO Archives, folder 150, p. 138),
the final portion of the data analysis had been completed in Einstein’s favor. Eddington shared this
information with Ejnar Hertzsprung before 23 October 1919 (see Doc. 149) and perhaps with other
colleagues.
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