D O C U M E N T 2 9 9 F E B R U A R Y 1 9 2 0 4 0 9
A. Sommerfeld
geb. 5. Dezbr. 1868 in Königsberg (Pr.) promovirte dortselbst 1891, wurde 1897
Prof. der Mathematik an der Bergakademie Clausthal, 1900 Professor der Mecha-
nik an der technischen Hochschule Aachen, seit 1906 Prof. der theoretischen Phy-
sik an der Univ.
München.[2]
Sommerfelds Entwicklung geht vom mathematisch Formalen aus. Dem Klein-
Hilbertschen Kreise entstammend stellt er von Anfang an sein bedeutendes mathe-
matisches Können in den Dienst der Physik. Mit ausserordentlichem Erfolge arbei-
tete er am Ausbau der Maxwellschen Theorie der Elektrizität und des Lichtes. Er
war der erste, dem die strenge Behandlung eines Beugungsproblems (Beugung ei-
nes ebenen Lichtstrahls am Rande eines ebenen, leitenden Schirmes) ohne die Her-
anziehung nur annähernd zutreffender Hilfsannahmen
gelang.[3]
Auch die Theorie
der drahtlosen Telegraphie wurde durch seine und seiner Schüler Arbeit mächtig
gefördert.[4]
Eine neue und entscheidende Wendung seines Schaffens brachten die Probleme
der Quantentheorie. An dem Beispiel der durch Elektronen-Bremsung entstehen-
den Röntgenstrahlung die er zunächst vom Standpunkte der Maxwellschen Theorie
theoretisch
erforschte,[5]
erkannte er mit der ihm eigenen bedeutenden Intensität,
dass die Welt der Strahlung und der molekularen Gebilde von Gesetzen beherrscht
wird, denen man weder von der klassischen Mechanik noch von der Maxwellschen
Elektrodynamik aus auf deduktivem Wege nahe kommen kann. So kam er dazu
sich in die Mannigfaltigkeit der empirischen Teilergebnisse zu versenken und nach
neuen Formen zu ringen. Die grösste seiner wissenschaftlichen Thaten liegt auf
diesem Gebiete. Im Anschluss an Bohrs Theorie der Spektra fand er einen kühnen
Weg, um die Methode der Quantentheorie auf Gebilde von mehr als einem Frei-
heitsgrade anzuwenden. So fand er, indem er die Ergebnisse der speziellen Relati-
vitätstheorie mit seiner Erweiterung der Bohrschen Theorie verband, die von der
Erfahrung glänzend bestätigte Theorie der Feinstruktur der Spektrallinien, welche
eine der stärksten Stützen der Bohrschen Theorie der Spektren
lieferte.[6]
Sein Ge-
danke erwies sich in den letzten Jahren als so eminent fruchtbar, dass wir uns die
Quantentheorie ohne denselben kaum mehr denken können. Ich brauche nur auf
Epsteins Theorie des Stark-Effektes
hinzuweisen,[7]
die ganz auf Sommerfelds
Quantenmethode beruht, die durch Epstein 〈und〉 Bohr und andere theoretisch ver-
tieft worden ist.
〈Der Gehalt der Arbeiten Sommerfelds und der von ihm angeregten Forschung
auf dem Gebiete der Deutung der optischen und Röntgen-Spektra ist so bedeutsam〉
Sommerfeld gehört als Forscher und Lehrer zu den bedeutendsten lebenden Ver-
tretern der theoretischen Physik.
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