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chen zu dürfen. Ich habe seit so langer Zeit keinen besonders starken Anziehungs-
punkt in den „Naturwissenschaften“ bringen können, dass ich Ihnen für die Ge-
währung meiner Bitte ganz besonders dankbar wäre.—
Und nun etwas ganz anderes und zwar etwas, worüber Sie vielleicht nur mitlei-
dig lächeln werden, oder was Sie zu einem Schütteln Ihres menschenfreundlichen
Hauptes veranlassen wird. Auf alle Fälle bitte ich Sie, das, was ich Ihnen vorzutra-
gen habe, nur aus einer aufrichtig verehrungsvollen Gesinnung entsprungen zu se-
hen, die wirklich nichts mit der Sie sicherlich sehr oft recht banal anmutenden
alltäglichen Bewunderung zu tun hat, die Ihnen so mancher entgegenbringt, weil ja
so viele andere sie Ihnen entgegenbringen.
Schon seit langem habe ich die Absicht, einen Aufsatz zu veröffentlichen, etwa
unter der Ueberschrift „Die Literatur über die Relativitätstheorie“ und diesen Auf-
satz in zwei Teile zu gliedern unter den Ueberschriften (dieser Vorschlag stammt
von
Reichenbach)[3]
1. Freunde, 2. Gegner. Ich habe die Ausführung des Planes
immer wieder aufgeschoben, weil ich über die Frage, wer ihn schreiben sollte,
nicht ins klare kommen konnte. Aber das Erscheinen des Moszkowskischen
Buches[4]
erlaubt es nicht, die Ausführung des Planes länger hinauszuschieben,
und ich muss auf dem einen oder dem andern Wege zu einer Entscheidung der Fra-
ge kommen. Ich sehe Sie im stillen bei der Erwähnung des Moszkowskischen Bu-
ches lächeln, weil Sie meine Sorge als übertrieben
ansehen,[5]
aber ich darf Sie hier
an das Goethesche Wort erinnern: dass ein- und dieselbe Sache ganz verschieden
aussieht, je nach dem man sie von oben nach unten ansieht oder von unten nach
oben.[6]
Sie stehen oben, und ich stehe ganz unten. Vielleicht werden Sie mir ent-
gegenhalten, dass es zwei verschiedene Menschen sind, die dasselbe Ding ansehen.
Aber so schwer es mir wird, Ihnen in einer Diskussion stand zu halten, so darf ich
doch darauf aufmerksam machen, dass die Mehrzahl der Menschen dieses Ding
von dort aus sehen, von wo aus ich selber es sehe, und dass unter den Dortstehen-
den sich doch viele viele befinden, deren Anschauungen und Befürchtungen sich
mit meinen eigenen decken. Dass das Buch bereits an vielen Stellen sehr unerfreu-
lich gewirkt hat, ist eine leider nicht zu bestreitende Tatsache, und wenn ich mir den
überaus unerfreulichen Eindruck vergegenwärtige, den schon ein flüchtiger Ein-
blick in das Buch auf mich persönlich gemacht hat, so bin ich mir keinen Augen-
blick im Zweifel darüber, wieviel schmutziges Wasser dieses Buch auf die Mühle
Ihrer Gegner geführt
hat.[7]
Es wird sicherlich noch ein grosses Geschrei um das
Buch entstehen, und wenn Sie auch, der Sie die Dinge sub specie aeterni ansehen,
diese Wirkung für unwesentlich ansehen, so ist sie es doch für die gegenwärtige
Entwicklung der Dinge keineswegs, und die unsauberen Gegner, wie
Weyland[8]
und Konsorten, werden es nicht unterlassen, an diesem Feuerchen Moszkowskis
ihr Süppchen zu kochen. d. h. ihr schmutziges Wasser, das sie dann wieder über Sie
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