D O C U M E N T 8 8 M A R C H 1 9 2 1 1 2 7
[7]In several instances, Einstein had claimed that he was only a Swiss citizen (see, e.g., his letter to
Ulrich von Milamowitz-Moellendorff, 19 April 1920 [Vol. 9, Doc. 379]). However, occasionally, it
seems as if he also claimed he was a German citizen (see, e.g., 13 February 1920 in Vol. 9, Calendar).
[8]Blumenfeld most likely alluded to this passage when writing to Weizmann: “His trip has brought
him outraged letters from German assimilationists, which he has dismissed with a smile” (“Seine
Reise hat ihm entrüstete Zuschriften deutscher Assimilanten eingetragen, über die er mit einem
Lächeln hinweggegangen ist.” Kurt Blumenfeld to Chaim Weizmann, 15 March 1921, Blumenfeld
1976, p. 67).
[9]On the allegations that Jews had not served in the German army as frontline soldiers in equal
percentages as their non-Jewish counterparts, and on the establishment of the German League of Jew-
ish Frontline Soldiers (Reichsbund jüdischer Frontsoldaten) as a response to these accusations, see
Dunker 1977 and Niewyk 2001, pp. 47–48, 89–90.
[10]On widespread anti-Semitism among right-wing German students and broad sectors of the con-
servative German academic establishment, see Niewyk 2001, pp. 61–63, 67–68, and Ringer 1969, pp.
135–139, 224, and 239–240.
88. To Fritz Haber
[Berlin,] 9. III. 21.
Lieber Freund Haber!
Mit dieser Amerika-Reise, an der sich unter keinen Umständen mehr etwas än-
dern lässt, ist es wie folgt gegangen. Vor ein paar Wochen, als niemand an politi-
sche Verwicklungen dachte, kam ein von mir geschätzter hiesiger Zionist mit zu
mir mit einem Telegramm Prof Weizmanns des Inhaltes, dass die zionistische Or-
ganisation mich bittet mit einigen deutschen und englischen Zionisten nach Ame-
rika zu fahren zur Beratung der Schulangelegenheiten
Palästinas.[1]
Mich braucht
man natürlich nicht wegen meiner Fähigkeiten sondern nur wegen meines Namens,
von dessen werbender Kraft sie sich einen ziemlichen Erfolg bei den reichen Stam-
mesgenossen von Dollaria
versprechen.[2]
Bei Trotz meiner ausgesprochen inter-
nationalen Gesinnung halte ich mich doch stets für verpflichtet, für meine
verfolgten und moralisch gedrückten Stammesgenossen einzutreten, soweit es ir-
gend in meiner Macht
steht.[3]
So sagte ich freudig zu, ohne mich mehr als 5 Mi-
nuten zu besinnen, obwohl ich eben erst allen amerikanischen Universitäten
abgeschrieben
hatte.[4]
Es handelt sich also da weit mehr um einen Akt der Treue
als um einen solchen der
Treulosigkeit.[5]
Gerade die Aussicht auf die Errichtung
einer jüdischen Universität erfüllt mich mit besonderer Freude, nachdem ich in
letzter Zeit an unzähligen Beispielen gesehen habe, wie perfid und lieblos man hier
mit prächtigen jungen Juden umgeht und ihnen die Bildungsmöglichkeiten abzu-
schneiden sucht. Auch noch andere Vorkommnisse des letzten Jahres könnte ich
anführen, die einen Juden von Selbstgefühl dazu treiben müssen, die jüdische So-
lidarität ernster zu nehmen, als es in früheren Zeiten angezeigt und natürlich er-
schienen wäre. Denken Sie an
Röthe[6] Willam-Möllendorf,[7]
und die famose
Previous Page Next Page