D O C U M E N T 9 6 M A R C H 1 9 2 1 1 3 9
Am 22. fahre ich nach Amerika, hauptsächlich um an Sitzungen für die Grün-
dung der Jerusalem-Universität teilzunehmen. Im Mai komme ich dann wieder
heim und hoffe Sie im Juli zu besuchen. Hoffentlich sind bis dahin unsere Kon-
struktionsschmerzen überwunden. Es würde mir sehr gut passen, wenn ich An-
fangs November nach München kommen könnte. Ich habe in einem, wie ich höre,
verloren gegangenen Briefe Sommerfeld Juni
vorgeschlagen,[5]
bin aber sehr froh,
wenn es auf November verlegt wird.
Sie und Ihre Frau grüsst herzlich Ihr
A. Einstein.
ALS (Maximilian Schuler Papers, Friedrich Schlögl, Aachen). Lohmeier and Schell 2005, pp. 127–
128. [81 203]. A TLC in Ilse Einstein’s hand with slightly different figures [37 366] is also available.
[1]As expounded in Doc. 92 and in Maximilian Schuler and Karl Glitscher’s letter (Appendix B).
Schuler (1882–1972) was director of Anschütz & Co. GmbH in Kiel.
[2]The sketch is a simplified version of Glitscher’s drawing in the letter attached to Doc. 92 (see
Appendix B).
[3]As proposed by Anschütz in Doc. 92.
[4]Glitscher found that the glues used to join the elements of the ring were either weak or conducted
electricity when wet (see Appendix B).
[5]Doc. 6. Einstein had heard from Wilhelm Wien that this letter was lost (see Doc. 89).
96. To Heinrich Scholz[1]
Berlin, den 13. III. 21.
Hochgeehrter Herr Kollege!
Ich beantworte Ihre Anfrage mit grosser
Freude,[2]
denn Schlicks Werke gefal-
len mir so gut, und ich schätze Schlick auch menschlich so hoch, dass ich niemand
mit besserer Ueberzeugung für eine Professur empfehlen könnte als
ihn.[3]
Schlicks Bedeutung liegt meines Erachtens keineswegs darin, dass er wie kaum
sonst ein Philosoph tiefe mathematisch-physikalische Kenntnisse besitzt, sondern
viel mehr in der ausserordentlichen Klarheit und Selbständigkeit, mit der er er-
kenntnistheoretische Probleme zu behandeln weiss. Wenn ich in seinem Buche
über Erkenntnistheorie
lese,[4]
erinnert mich sein klarer Stil an den Stuart
Mills.[5]
Durch mehrere Gespräche über philosophische und sonstige wissenschaftliche
Gegenstände, die ich mit ihm zu führen Gelegenheit hatte, habe ich mich davon
überzeugt, dass er auch schwierige Materien aus dem Stegreif mündlich darzulegen
versteht. Vorträge habe ich leider von ihm noch nicht gehört, so dass ich Ihre dies-
bezügliche Anfrage nicht vollständig beantworten kann. Was nun Schlicks philo-
sophische Stellung anbetrifft, so wird ihm bei einer späteren Generation seine Selb-
ständigkeit gegenüber den Dogmen der Kantischen Philosophie vielleicht zur Ehre
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