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energisch, so hohe Forderungen zu
stellen.[2]
Es war die Zeit, in der ich gewisse
Schwierigkeiten in Berlin
hatte;[3]
da rieten mir meine Freunde so: „Wenn Du ein
halbes Jahr deiner Arbeitszeit hergibst, so thue es nur, wenn Du Dir dadurch die
wirtschaftliche Unabhängigkeit erringen kannst. Ist dies nicht zu erreichen, so
bleib lieber zuhause und
arbeite.“[4]
Diesem Rat folgte ich und erregte dadurch—
wie Sie ja wissen—die grösste Entrüstung. Als ich sah, dass aus der Sache nichts
wurde, war ich eigentlich ganz
zufrieden.[5]
Nun kam Weizmanns
Telegramm.[6]
Da zögerte ich keinen Moment. Denn der
jüdischen Sache zu dienen, war mir weit wichtiger als meine persönlichen Bezie-
hungen zu Universitäten. Da ich es aber für unfreundlich gehalten habe, nach Ame-
rika zu gehen, ohne den dortigen Universitäten meinen guten Willen zu zeigen,
schrieb ich sofort nach Princeton, dass ich bereit sei, dort Vorlesungen zu halten,
ohne irgend welche finanzielle Bedingungen zu
stellen.[7]
Ich that dies, weil meine
Zeit für wissenschaftliche Arbeit nun doch verloren war und nicht zuletzt auch aus
dem Grunde, weil dies der zionistischen Sache nur förderlich sein konnte.
Als ich nun hier allenthalben viel freundlicher aufgenommen wurde, als ich es
(auch abgesehen von dem Zwischenfall) je hätte erwarten können, konnte ich Ihre
telegraphischen Nachrichten nicht für aufrichtig
halten.[8]
Es wäre doch auch dann
nicht schlimm gewesen, wenn die Universitäten jede Einladung unterlassen hätten,
dies wäre doch für die Gründung der Universität in Jerusalem wahrlich kein Hin-
dernis gewesen, wenn ich auch wohl weiss, dass es eine jüdische Schwäche ist,
stets angstvoll die Gojims bei guter Laune halten zu wollen.
Nun gestehe ich, dass mir Ihr letzter Brief so sehr den Eindruck von Ehrlichkeit
und Wohlwollen macht, dass ich zu meiner Freude annehmen zu dürfen glaube,
dass Sie es ehrlich gemeint
haben.[9]
Deshalb ergreife ich gerne die Hand, die Sie
mir bieten, und bedauere es, Ihnen so ungestüm und unfreundlich begegnet zu sein.
Meine Frau hatte schon in Boston behauptet, dass ich mich Ihnen gegenüber im
Irrtum
befinde.[10]
Nach wie vor bin ich aber der festen Überzeugung, die bisherige Leitung der
amerikanischen Zionisten schwere Sünden auf dem Gewissen hat, und dass im In-
teresse der heiligen Sache eine Reinigung stattfinden muss, ohne Groll, aber auch
ohne Ansehen der
Person.[11]
Dies sage ich nur als meine Meinung; offiziell mit-
zusprechen habe ich kein Recht. Es kann auch nicht meine Meinung Aufgabe
sein, in diesen politischen Dingen mitzu sprechen wirken, da ich i n m
z Zionis tischen Dingen mus ein Neuling bin. Das Verhalten der hiesigen zioni-
stischen Leitung in der Universitäts-Angelegenheit hat mich wirklich empört, aber
Sie sind ja dafür in keiner Weise verantwortlich. Hauptsache bleibt, dass ein pracht-
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