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Ich kann Ihnen ferner nicht genug für die liebenswürdigen Empfehlungen dan-
ken, die Sie mir an die Herren Untermyer und Dr Beck gegeben
haben.[3]
Ich muss
Ihnen aber leider offen gestehen, daß ich damit das gewünschte Ziel nicht erreichen
werde.
Wenn ich nämlich längere Zeit in Amerika bleiben könnte, so würden diese Her-
ren, auf Ihre liebenswürdigen Empfehlungen hin, natürlich ihr möglichstes tun, um
mir etwas zu verschaffen. Da ich aber da nicht lange bleiben kann, so wäre mir nur
geholfen, wenn es diesen Herren wünschenswert wäre, daß ich da eine Reihe von
Vorträgen vor einem jüdischen Publikum halte. Der Gegenstand, den ich gerne be-
handeln würde, wäre der folgende: „Ueber die Berührung des Judentums mit dem
Griechentum in der Alexandrinerzeit und die Weltanschauungen die daraus hervor-
gegangen sind.“ Es ist dies eine Gegenstand Tatsache, die höchst bedeutend für
die Entwicklung der europäischen Kultur gewesen ist. Ich habe übrigens diesen
Gegenstand zum Teil hier behandelt.
Wenn es Ihnen möglich wäre in diesem Sinne an die Herren Untermyer und Dr
Beck zu schreiben, so würden sie gewiss ohne Zögern auf die Sache eingehen, und
ich würde endlich meine Pflicht der Dankbarkeit gegen meine liebe Mutter erfüllen
können.[4]
Sollte es Ihnen aber nicht möglich sein, so werde ich, wenn Sie es erlau-
ben, selber an diese Herren schreiben und den Briefen Ihre Visitenkarten beilegen.
Ich danke Ihnen im voraus aufs herzlichste.
Was nun den nichtswürdigen Fabre
betrifft,[5]
so werde ich mit meinen Freunden
beraten was zu tun ist.
Wollen Sie, bitte, nicht vergessen mir die genaue Adresse des Herrn Prof. Eh-
renfest in Leyden
anzugeben,[6]
damit man ihm, wie Sie es wünschen, Ihr Honorar
für die übersetzten Vorträge im Monat Januar überreichen
könne.[7]
Haben Sie die
20 Expl. von Geometrie und Erfahrung
erhalten?[8]
Sind Sie mit der Uebersetzung
zufrieden?
Ihrem guten Rate folgend, werde ich erst im Herbst nach Amerika
gehen.[9]
Ich
würde sehr froh sein die Uebersetzung der Princeton-Vorträge bis dahin fertig zu
bringen.
Verzeihen Sie, lieber Einstein, wenn ich Sie mit dieser Amerikafahrt belästige,
aber Sie wissen sehr wol, daß ich für mich selber niemals etwas verlange, selbst
wenn ich mich in den schlimmsten Verhältnissen befinde. Aber wie soll ich da den
Wunsch meiner lieben alten Mutter, die inbrünstig --- mich sehen möchte, unbe-
friedigt lassen? Und wie gern möchte ich selber sie sehen!
Seien Sie herzlichst gegrüßt von Ihrem dankbaren
MSolovine
Meine sehr freundlichen Grüße an Fräulein Ilse Einstein.
ALS. [21 147].
[1]Einstein had agreed in Doc. 157 that Solovine translate his Princeton lectures.
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